Macron-Lager vor Schlappe bei Kommunalwahlen in Frankreich

Wegen der Corona-Krise werden die Stichwahlen in Frankreich mit einer
mehrmonatigen Verspätung nachgeholt. Die Grünen sind auf dem
Vormarsch. Präsident Macron setzt unterdessen auf die Weltpolitik.

Paris (dpa) - Bei der Endrunde der Kommunalwahlen in Frankreich hat
sich eine schwere Schlappe für das Mitte-Lager von Staatschef
Emmanuel Macron abgezeichnet. Die Präsidentenpartei La République en
Marche (LREM) dürfte mit ihrem ursprünglichen Vorhaben scheitern,
Paris zu erobern und in anderen Städten für Überraschung zu sorgen.
Noch vor drei Jahren hatte die junge Partei aus dem Stand die
Mehrheit der Sitze in der Nationalversammlung errungen.

Stattdessen standen nun Grüne und Verbündete aus dem linken Lager vor
Erfolgen in Lyon, Toulouse oder Tours. Bisher ist Grenoble die
einzige große Stadt mit einem grünen Bürgermeister. Die
symbolträchtige Hauptstadt dürfte nach Umfragen in der Hand der
sozialistischen Amtsinhaberin Anne Hidalgo und ihren Verbündeten
bleiben. Paris plant 2024 die Olympischen Spiele.

Die Stichwahlen waren eigentlich für Ende März geplant, mussten aber
wegen der Covid-19-Pandemie verschoben werden. Bei der ersten Runde
Mitte März war weit mehr als die Hälfte der Wähler nicht zur
Abstimmung gekommen. Die Wahlbeteiligung lag am Sonntagnachmittag bei
34,67 Prozent, das waren nach Angaben des Innenministeriums rund 18
Punkte weniger als bei der Abstimmung 2014.

Macron und seine Frau Brigitte wählten im nordfranzösischen Seebad Le
Touquet, wie TV-Bilder zeigten. Nach den Wahlen will der 42-Jährige
über seinen politischen Kurs nach der Coronavirus-Pandemie
entscheiden, die Frankreich mit rund 30 000 Toten hart traf. Möglich
ist dabei eine Regierungsumbildung - seit Wochen wird darüber
spekuliert, ob Premier Édouard Philippe weitermachen kann oder nicht.
Er ist nach Umfragen deutlich beliebter als der Präsident. Philippe
trat in Le Havre an und galt in der Hafenstadt als Favorit.

Macron setzt unterdessen auf die große Politik - am Freitag
konferierte er per Videoschalte mit seinem russischen Kollegen
Wladimir Putin, am Montag wird er bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
im brandenburgischen Meseberg erwartet.

In den Wahllokalen galt Maskenpflicht. Die Stichwahlen betrafen fast
5000 Kommunen, darunter waren die größten Städte des Landes.
Aufgerufen waren gut 16 Millionen Wählerinnen und Wähler - das
entspricht etwa einem Drittel der Wahlberechtigten. Die letzten
Wahllokale sollten am Abend um 20. 00 Uhr schließen.