Gauck warnt vor überzogenen Erwartungen an Corona-Politik

Berlin (dpa) - Die Bürger sollten nach Ansicht des früheren
Bundespräsidenten Joachim Gauck die Einschränkungen durch die
Corona-Krise nicht überbewerten. Als 80-Jähriger wisse er «von noch
bedrohlicheren Lebenskrisen, von wirklicher Unfreiheit und von noch
größerer wirtschaftlicher Not», sagte Gauck der «Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung». «Je besser es den Menschen geht, desto
größer werden natürlich auch ihre Erwartungen.» Bislang sei
Deutschland aber aufgrund der staatlichen Maßnahmen vergleichsweise
gut durch die Krise gekommen. Es gebe daher hinreichend Gründe,
zuversichtlich zu bleiben.

Zugleich lobte der Altpräsident (Amtszeit: 2012-2017) das Gros der
Bevölkerung. «In einer Phase, in der sehr viel Wut und Frust gegen
die Regierung hätte entstehen können, ist sogar ein Sympathiebonus
für diejenigen entstanden, die Verantwortung tragen. Die Leute sehen
dann doch die Vorteile unserer Gesellschaftsordnung.»

Proteste gegen die Corona-Maßnahmen von Anhängern der politischen
Ränder kritiserte Gauck. «Ein paar Illiberale rechts wie links tun
auf einmal so, als würden sie Freiheitseinschränkungen nicht
ertragen», sagte er. «Das kommt mir komisch vor.»