Mehr Besucher in Heimen: Segen und Risikofaktor

Frankfurt/Kassel (dpa/lhe) - Seit einer Woche dürfen Bewohner von
Alten- und Pflegeheimen wieder mehr Besuch bekommen. Das ist ein
Segen für die Bewohner, aber kein Grund zum Jubeln. Die Heimleitungen
haben zwiespältige Gefühle, wie der Paritätische und die Liga der
Freien Wohlfahrtspflege der Deutschen Presse-Agentur übereinstimmend
berichteten. Sie formulieren klare Forderungen an das Land.

Schon in der ersten Woche seien etwa doppelt so viele Besucher
gekommen, sagt Michael Schmidt, Vorsitzender des Arbeitskreises
Gesundheit, Pflege, Senioren in der Liga der Freien Wohlfahrtspflege.
«Wir gehen davon aus, dass das in den nächsten Wochen so weitergeht.»

Viele blieben die komplette Stunde. «Die Angehörigen fühlen in der
Pandemie ihre Verantwortung.»

«Für die Einrichtungen bedeutet das eine massive Mehrbelastung der
Mitarbeiter», sagt Walter Berle, Sprecher der Altenhilfeeinrichtungen
des Paritätischen in Hessen. «Pro Besucher ist das rund eine halbe
Stunde Aufwand. Das entzieht Personal der Pflege.» Sowohl der
Paritätische als auch die Liga fordern zudem mehr Corona-Tests in
Altenheimen. «Es wird viel zu wenig getestet», sagt Schmidt. «Bevor
die nächste Lockerung bei den Besuchsregeln kommt, müssen die Tests
verbindlich geregelt werden.»