Volle Strände zu Ferienbeginn - Günther: «Gäste halten Abstand»

Die Ferien beginnen. Bei bestem Sommerwetter liegen die Urlauber am
Timmendorfer Strand dicht an dicht. «Aber wenn man näher ran geht,
sieht man, dass sie die nötigen Abstände doch einhalten», sagt
Ministerpräsident Günther.

Timmendorfer Strand (dpa/lno) - War da was mit Corona? Zu Beginn der
Sommerferien in mehreren Bundesländern herrschte am Freitag an den
Stränden in der Lübecker Bucht reges Treiben. Ostseebäder wie
Grömitz, Scharbeutz, Timmendorfer Strand und Fehmarn meldeten nahezu
ausgebuchte Quartiere und auch an der Nordsee waren die Orte nach
eigenen Angaben gut frequentiert. Das zeige, wie beliebt
Schleswig-Holstein als Reiseland gerade in der Corona-Krise sei,
sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Er machte sich bei
einem Besuch in Timmendorfer Strand und Scharbeutz ein Bild vom
Urlauberansturm.

«Aus der Ferne betrachtet sieht der Strand schon sehr voll aus, aber
wenn man näher ran geht, sieht man, dass die Menschen die nötigen
Abstände mehrheitlich einhalten», sagte er. Er habe den Eindruck,
dass die Urlauber die Regeln zum Infektionsschutz verinnerlicht
hätten und auch befolgten, sagte der Ministerpräsident.

Diesen Eindruck bestätigte auch Strandkorbvermieter Marcus Bade, der
nahe dem Zentrum des Ostseebades seine Körbe anbietet. «Wir haben
eine deutlich höhere Nachfrage als sonst», sagte Bade. Er und seine
Kollegen prüfen die vorgeschriebenen Abstände von 3,25 Metern
zwischen den Körben jeden Morgen mit einer Messlatte. «Natürlich
fehlen uns Einnahmen, da wir wegen des Lockdowns erst seit Mitte Mai
wieder vermieten dürfen», sagte Bade. «Aber jetzt freuen wir uns üb
er
den Zustrom der Gäste, auch wenn wir weniger Körbe als sonst
aufstellen dürfen.»

Die Strandbesucher zeigten sich bei bestem Urlaubswetter entspannt.
«Ich bin erstaunt, wie voll es hier ist», sagte Britta Meier aus
Nordrhein-Westfalen, die bereits vor der großen Reisewelle in der
Lübecker Bucht eingetroffen ist. Sie habe solche Menschenmengen nicht
erwartet. «Aber ich freue sich für die Hoteliers, und dass mit de
m
Abstandhalten klappt auch», sagte sie mit Blick auf ihren im Wasser
spielenden Sohn.

Einige greifen beim Abstandhalten auf eine alte Tradition zurück.
Melanie Michalk-Hallmann aus Travemünde hat um die zwei Strandkörbe
der Familie am Strand von Niendorf - einem Ortsteil von Timmendorfer
Strand - eine Sandburg gebaut, damit nicht jeder dazwischen rennt.
Das wirke, sagte sie.

Im Nachbarort Scharbeutz ist die Gemeinde bemüht, zu großes Gedränge

an den Stränden zu verhindern. Deshalb haben Scharbeutz und die
Nachbarorte Sierksdorf, Neustadt, Pelzerhaken und Rettin eine
Internetseite entwickelt, auf der sich Tagestouristen vorab über das
Platzangebot an den Stränden informieren können.

Das System werde spätestens Mitte Juli verfügbar sein, sagte der
Geschäftsführer der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht (TALB), André

Rosinski. Zwischen Scharbeutz und Rettin gibt es nach Angaben der
TALB rund 22 Kilometer Strand. Da finde jeder ein Plätzchen. Eine
Pflicht für Tagesgäste, vorab einen Platz am Strand zu reservieren,
werde es deshalb zunächst nicht geben, sagte er.

Timmendorfer Strand wird sich nach Angaben von Bürgermeister Robert
Wagner (parteilos) diesem System nicht anschließen. «Wir haben die
Zahl der Strandbesucher auch so im Griff», sagte er. «Das Land
unterstützt die Entwicklung einer solchen Internetseite finanziell,
denn für einzelne Gemeinden kann das durchaus sinnvoll sein», sagte
Günther.