Millionenverluste für Hamburger Flughafen - Halb so viele Passagiere

Der Hamburger Flughafen ist von der Corona-Krise schwer getroffen und
wird Jahre brauchen, um die Folgen zu verarbeiten. Investitionen für
steigende Verkehrsleistungen sind erst einmal in den Sand gesetzt.

Hamburg (dpa/lno) - Der Hamburger Flughafen wird wegen der
Einschränkungen im Reiseverkehr in diesem Jahr mehr als die Hälfte
seiner Passagiere verlieren und mit einem hohen Millionenverlust
abschließen. «Corona hat unseren Flughafen getroffen wie ein
Blitzschlag», sagte Michael Eggenschwiler, der Vorsitzende der
Geschäftsführung, am Freitag in der Hansestadt. Nach vorläufigen und

unsicheren Schätzungen erwarte er in diesem Jahr rund acht Millionen
Passagiere, verglichen mit 17,3 Millionen im Vorjahr. Der Verlust
werde sich auf mehr als 100 Millionen Euro belaufen.

Rund 50 000 Passagiere starten und landen in normalen Zeiten täglich
am Hamburger Airport. Gegenwärtig sind es rund 5000, im April waren
es an manchen Tagen kaum mehr als 100. Trotz der Monate Januar und
Februar, als noch keine Einschränkungen galten, beträgt der Rückgang

bis zum 24. Juni bereits 66 Prozent. «Im besten Fall erreichen wir
2025 wieder das Niveau wie vor der Corona-Krise», sagte
Eggenschwiler. Die Planung sei jedoch sehr unsicher, die
Geschäftsführung denke in Szenarien, die jeweils angepasst würden.

Um sich auf die neue Situation einzustellen, werde der Airport Kosten
senken, Investitionen verschieben, Personal abbauen und den gesamten
Betrieb an eine geringere Auslastung anpassen. «Wir waren und sind
ein gesundes Unternehmen und werden nun jeden Stein umdrehen, um
unsere Zukunft zu sichern», sagte der Flughafen-Chef. Auch 2023 werde
das Verkehrsaufkommen noch um 20 Prozent niedriger liegen als 2019.

Das Shuttle-Gate auf dem Flughafen-Vorfeld, das mit Bussen bedient
werden sollte, ist mit einem Investitionsaufwand von mehr als 20
Millionen Euro fast fertig, wird aber nicht in Betrieb genommen. Auch
die Erweiterung Pier Süd ist auf unbestimmte Zeit gestrichen und wird
auf Jahre hinaus wohl nicht gebraucht. Die geplante neue
Gepäckförderanlage wird um eineinhalb Jahre verschoben. Das Terminal
2 ist bereits seit Monaten geschlossen. 

Rund 80 Prozent der 2000 Flughafen-Beschäftigten sind gegenwärtig in
Kurzarbeit und werden nach und nach bei steigenden Flugbewegungen
wieder zurückkehren. Bis 2023 will Eggenschwiler rund 200
Arbeitsplätze über Fluktuation und ohne Kündigungen abbauen. Auch
intern will sich der Flughafen neu organisieren und als Hauptziele
Wirtschaftlichkeit und Kundenzufriedenheit in den Fokus stellen. 

Die Einzelhandelsgeschäfte im Flughafen sind überwiegend noch
geschlossen oder waren es über eine längere Zeit. Der Flughafen
verhandele nun mit den Mietern über Stundungen und Mieterlässe. Ein
großer Filialist habe den Flughafen verlassen, aber ihm seien keine
weiteren Insolvenzen oder Geschäftsaufgaben bekannt. Am Flughafen
arbeiten mehrere tausend Beschäftigte in Handels- und
Dienstleistungsunternehmen, die nicht unmittelbar zur Hamburg Airport
Gruppe gehören.