USA mit neuem Rekord bei Corona-Neuinfektionen - Trump beschwichtigt

Schon seit Tagen spitzt sich die Infektionslage in den USA wieder zu.
Jetzt hat das Land einen neuen Rekordwert erreicht. Für Präsident
Trump gibt es dafür eine einfach Erklärung.

Washington (dpa) - Mit rund 40 000 gemeldeten Fällen hat die Zahl der
Corona-Neuinfektionen in den USA am Donnerstag einen neuen
Höchststand erreicht. Damit ist der bisherige Rekordwert von rund
36 400 Neuinfektionen vom 24. April überstiegen, wie aus Zahlen der
John-Hopkins-Universität hervorgeht. Noch vor zwei Wochen lagen die
täglich gemeldeten Infektionszahlen bei etwas mehr als der Hälfte des
Wertes vom Donnerstag.

US-Präsident Trump spielte die steigenden Fallzahlen schon vor
Bekanntwerden des neuen Rekords herunter. «Wenn wir nicht testen
würden, hätten wir keine Fälle», sagte Trump in einem am
Donnerstagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Interview des Senders Fox
News. Die USA hätten bislang rund 30 Millionen Menschen auf das Virus
getestet, mehr als jedes andere Land der Welt. Trumps Einschätzung
zufolge geht darauf die hohe Zahl der nachgewiesenen Infektionen in
den USA zurück.

Die Gesundheitsbehörde CDC schätzt jedoch, dass bisher wahrscheinlich

nur ein Bruchteil der Infektionen erfasst wurde. «Für jeden Fall, den
wir verzeichnet haben, gab es wahrscheinlich zehn weitere
Infektionen», sagte CDC-Direktor Robert Redfield am Donnerstag. Die
meisten renommierten Experten machen in erster Linie die von Trump
vorangetriebene Lockerung von Corona-Beschränkungen in den
Bundesstaaten für die steigenden Fallzahlen verantwortlich.

Angesichts der dramatischen Entwicklung planen einige Bundesstaaten
daher, angekündigte Lockerungen vorerst nicht umzusetzen. Einem
Bericht der «Washington Post» zufolge betrifft das etwa Texas,
Arizona, Florida oder New Mexico. Alleine in Texas sei ein neuer
Rekord von 6000 neuen Fällen binnen 24 Stunden erreicht worden. Die
Kapazitäten der Krankenhäuser seien bereits wieder am Limit.

Der US-Milliardär Bill Gates kritisierte die Regierung für ihr
Vorgehen in der Corona-Krise. Die USA habe «nicht einmal annähernd»

genug getan, um die Epidemie zu bekämpfen, sagte der
Microsoft-Gründer bei einer Veranstaltung des Sender «CNN». Es werde

zu wenig getestet, zu wenige Kontakte nachverfolgt und zu wenige
Masken getragen.

Am Donnerstagabend (Ortszeit) war zudem bekannt geworden, dass das
US-Justizministerium den Obersten Gerichtshof zur Abschaffung von
«Obamacare» aufgefordert hat. Präsident Trump hatte die von seinem
Vorgänger Barack Obama eingeführten Erweiterungen der
Krankenversicherung mehrmals als «Desaster» kritisiert und für ihre
Aufhebung plädiert.

Die USA sind weltweit das Land mit den meisten gemeldeten
Corona-Infektionen. 2,4 Millionen Ansteckungen mit Sars-CoV-2 sind
bisher bekannt geworden. Über 124 000 Menschen sind mit dem Virus
gestorben.