Weil rechtfertigt Beschränkungen für Urlauber

Alle Urlauber dürfen überall hin, nur die aus Gütersloh und Warendorf

brauchen ein Attest? Der Tourismusverband Niedersachsen dankt für
Schutz, plädiert aber für eine Regel ohne Diskriminierung.

Berlin/Hannover (dpa) - Nach dem Corona-Ausbruch im Kreis Gütersloh
in Nordrhein-Westfalen hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan
Weil (SPD) die beschlossenen Beschränkungen für Urlauber aus dieser
Region gerechtfertigt. «Das sind schon Zahlen, die sprengen die
sonstigen Verhältnisse deutlich», sagte der Regierungschef über die
hohen Infektionszahlen in den nordrhein-westfälischen Kreisen
Gütersloh und Warendorf am Donnerstag im ARD-«Morgenmagazin».

In Niedersachsen dürfen Touristen aus den beiden Kreisen ab Freitag
nur mit ärztlichem Attest in Hotels, Ferienwohnungen oder auf
Campingplätzen übernachten. Der Kreis Gütersloh überschreitet den v
on
Bund und Ländern vereinbarten Grenzwert von 50 Neuinfektionen binnen
einer Woche je 100 000 Einwohner derzeit klar, der Kreis Warendorf
lag am Donnerstag genau bei dieser Grenze.

«Das, was bis jetzt geschieht, lässt sich aus meiner Sicht sehr, sehr
gut begründen», sagte Weil. Mit den Beschränkungen folge
Niedersachsen der Beurteilung der nordrhein-westfälischen
Landesregierung. Die Umstellung von einem allgemeinen Lockdown hin zu
einer konzentrierten regionalen Bekämpfung habe sich aus seiner Sicht
bewährt, sagte Weil.

Der Tourismusverband Niedersachsen begrüßte, dass die Landesregierung
die Touristenregionen vor einer Einschleppung des Virus schütze.
«Viele Betriebe der Tourismuswirtschaft würden einen zweiten Lockdown
nicht überleben», sagte der Vorsitzende Sven Ambrosy der Deutschen
Presse-Agentur. Er plädierte aber für eine allgemeine Regel, die
nicht nur für Bewohner zweier Landkreise im Nachbarbundesland gelte.
«Es geht nicht um Stigmatisierung», sagte Ambrosy, der auch Landrat
des Kreises Friesland ist.

Touristen aus allen belasteten Regionen sollten sich vor Anreise an
ihr Urlaubsziel ein Attest besorgen und so bestätigen, dass sie nicht
infiziert sind. Maßstab der Belastung sollte die Grenze von 50
Neuinfektionen binnen einer Woche auf 100 000 Einwohner sein. Als
Beispiel nannte Ambrosy die Regelungen in Mecklenburg-Vorpommern oder
Bayern. Wie viele Gäste aus Gütersloh und Warendorf bereits in
Niedersachsen sind oder dort Urlaub machen wollen, lässt sich nach
Verbandsangaben nicht feststellen.

In Niedersachsen bewegt sich die Corona-Verbreitung in der Region
Göttingen seit Tagen um den Grenzwert von 50 Fällen. Am Donnerstag
wurde ein Wert von 48,8 Fällen angegeben, nach 51,2 Fällen am
Mittwoch. Die Infektionen konzentrieren sich auf einen
Hochhauskomplex, der am vergangenen Donnerstag für eine Woche unter
Quarantäne gestellt worden war. Deshalb ist die Lage nach
Einschätzung der Stadt beherrschbar. Ambrosy pflichtete dem bei.
Außerdem sei in Niedersachsen noch nicht wie in Nordrhein-Westfalen
an diesem Wochenende Ferienbeginn, sagte er.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) erinnerte
in der Sendung «NDR Info» an den Schutzauftrag der Landesregierung:
«Und wir müssen dafür sorgen, dass das Coronavirus sich nicht
verbreitet. Wir müssen weiterhin vorsichtig bleiben.» Althusmann
warnte insbesondere vor einem Corona-Ausbruch in den touristischen
Regionen des Bundeslandes, der das gesamte touristische Leben dort
zum Erliegen bringen könnte.