Ministerium: Von 2000 neuen Tests in Bevölkerung nur einer positiv

Die Menschen in den Kreisen Gütersloh und Warendorf lassen sich kurz
vor den Sommerferien massenweise auf Corona testen. Bislang sind sie
- mit einer Ausnahme - negativ. Grund zum Aufatmen?

Düsseldorf (dpa/lnw) - Ein Hoffnungsschimmer für die Menschen in den
Kreisen Gütersloh und Warendorf: Von 2000 aktuell geführten
Corona-Tests sei nur einer positiv ausgefallen. Das sagte
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag in einer
Sondersitzung des Gesundheitsausschusses. Er habe gerade eine SMS mit
diesen Zahlen bekommen, sagte Laumann.

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums bestätigte auf Nachfrage,
dass es sich bei den 2000 Getesteten um Menschen aus der
Allgemeinbevölkerung handele. Laumann hatte im Ausschuss mit Blick
auf die zurzeit laufenden freiwilligen Massentestungen gesagt, dass
man danach wohl beurteilen könne, ob die Corona-Infektionen bei
Tönnies-Mitarbeitern auf andere Bereiche der Gesellschaft
übergesprungen seien. Mit Ergebnissen rechne er am Sonntag.

Am Abend nannte der Kreis Gütersloh dazu neuere Zahlen: Bis
Donnerstag 15 Uhr seien 2521 Abstriche genommen worden. 1655 Befunde
lägen vor. Davon sei einer klar positiv, zwei seien schwach positiv.
Der Kreis zähle in Abstimmung mit dem Robert-Koch-Institut diese
schwach positiven Fälle mit. Damit seien es insgesamt drei positive
Fälle.

Die Frage ist mitentscheidend für eine Fortsetzung des neuen,
eingeschränkten Lockdowns, der für die Kreise Gütersloh und Warendorf

bis zunächst zum 30. Juni verhängt worden war. Laut Robert
Koch-Institut ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
innerhalb der vergangenen sieben Tage am Donnerstag im Kreis
Gütersloh signifikant auf 192,8 gesunken. Am Dienstag betrug der Wert
laut NRW-Gesundheitsministerium noch 270,2. Im benachbarten Kreis
Warendorf sank der Wert auf 50,4, zuvor lag er noch bei 66,2.

Damit liegt der Kreis Warendorf nur noch knapp über der Marke 50, die
von Bund und Ländern als Grenzwert für wieder stärkere
Einschränkungen vereinbart worden war. Zudem haben mehrere
Bundesländer den Wert inzwischen als Maßstab für Beherbergungsverbote

für Besucher aus einem solchen Kreis gemacht. Am Mittwochabend teilte
auch Baden-Württemberg mit, dass man Reisende aus dem
nordrhein-westfälischen Corona-Risikogebiet nicht mehr im Land
übernachten lasse. Bayern und Niedersachsen hatten bereits
Beherbergungsverbote beschlossen, Schleswig-Holstein erließ eine
Quarantäneregelung.

Ausnahmen gelten auch in Baden-Württemberg für Personen, die mit
einem ärztlichen Attest belegen können, nicht infiziert zu sein. An
den Testzentren in den Kreisen Warendorf und Gütersloh hatten sich
bereits am Mittwoch lange Schlangen von Menschen gebildet, die einen
Corona-Test machen wollten, um mit einem negativen Ergebnis
Sicherheit für ihren Urlaub zu haben.

Wegen des großen Andrangs baut der Kreis Gütersloh unterdessen seine
Testkapazitäten weiter aus: Nach Angaben von Landrat Sven-Georg
Adenauer (CDU) sollen pro Tag jetzt 10 000 kostenfreie Corona-Tests
möglich sein. Um dieses Ziel zu erreichen, habe der Kreis in
Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung weitere
Testzentren eingerichtet, hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag.
Wer sich testen lassen will, muss sich dennoch auf längere
Wartezeiten einstellen. Der Kreis empfahl, Sonnenschutz, Getränken
und Klappstühle mitzubringen.

Im Gesundheitsausschuss wurde am Donnerstagmorgen erneut über die
mutmaßlichen Ursachen und die Folgen des Corona-Ausbruchs beim
Fleischbetrieb Tönnies diskutiert. Eine erste Welle von Infizierten
bei Tönnies hat es nach Angaben des Gesundheitsministeriums Mitte Mai
im Zusammenhang mit einer «kirchlichen Veranstaltung» gegeben. Das
sage Staatssekretär Edmund Heller in der Sondersitzung.

Nach Recherchen des Portals «t-online.de» handelte es sich um einen
Gottesdienst, der am 17. Mai stattfand. Bei diesem Gottesdienst seien
auch Arbeiter eines Tönnies-Konkurrenten dabei gewesen. Der Sprecher
des Kreises Gütersloh bestätigte entsprechende Erkenntnisse. Es seien
sowohl Mitarbeiter von Tönnies als auch eines anderen Unternehmens
aus der Branche vor Ort gewesen. Auch waren Besucher ohne Bezug zur
Fleischindustrie bei dem Gottesdienst.

Ob aber diese Veranstaltung Grund für den Corona-Ausbruch bei Tönnies
ist, sei völlig offen, sagte der Sprecher des Kreises der Deutschen
Presse-Agentur. Es sei jetzt Aufgabe der Experten des Robert
Koch-Instituts, diese Frage zu klären. Erste Infizierte im Kreis
Gütersloh habe es nachweislich bereits Wochen zuvor im Zusammenhang
mit Rückreisenden aus dem Winterurlaub gegeben.