Sommerurlaub 2020: Viele planen eine Nummer kleiner Von Matthias Armborst, dpa

Erst war lange unklar, ob es überhaupt eine Urlaubssaison 2020 geben
kann. Jetzt fragen sich viele, wie sich Verreisen und Erholung in
Corona-Zeiten wohl anfühlen werden - wird's trotz allem schön? So ist
die Stimmung der Menschen in Deutschland zu Beginn der Ferienzeit.

Berlin (dpa) - Zum Start der Reisesaison erwarten neun von zehn
Bundesbürgern ein getrübtes Urlaubsvergnügen. Insgesamt rechnet jeder

Dritte mit «starken» (22 Prozent) oder «sehr starken Einschränkunge

(11 Prozent) seiner sonst oft schönsten Zeit des Jahres. Das ergab
eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der
Deutschen Presse-Agentur. Dass ihr Urlaub wegen der Corona-Krise
«etwas eingeschränkt» sein wird, erwartet eine Mehrheit von 54
Prozent derjenigen Befragten, die in Urlaub fahren wollen. Einen
Urlaub wie in normalen Zeiten erhoffen sich immerhin 9 Prozent. Für
einige dürften die bisherigen Pläne - kurz vor Ferienbeginn - nochmal
umgeschmissen worden sein.

Maskenpflicht in Zügen und Flugzeugen, Einbahnstraßen-Regeln und
Sitzplatz-Ampeln auf Fährschiffen, Abstandsregeln an Stränden und in
Restaurants, ein eingedampftes Freizeitprogramm in Touristenorten -
der Urlaub 2020 wird sich für viele anders anfühlen als gewohnt.
Dennoch: «Bei mir überwiegt die Freude auf die Ferien- und
Urlaubszeit», berichten 14 Prozent über ihre persönliche
Stimmungslage. «Ich bin euphorisch und kann die Urlaubszeit gar nicht
erwarten», sagen sogar 4 Prozent.

«Ich bin dieses Jahr überhaupt nicht in Urlaubsstimmung» antwortet
dagegen mehr als jeder dritte Befragte (35 Prozent). Von «gemischten
Gefühlen» sprechen 22 Prozent derjenigen, die Urlaub machen wollen.

Einen ähnlich üppigen Urlaub wie in den Vorjahren erwarten 18
Prozent. «Ich habe dieses Jahr größere Urlaubspläne als in den
Vorjahren» sagen 5 Prozent. Kleinere Urlaubspläne als zuletzt hat
jeder Fünfte (21 Prozent). 51 Prozent aller Befragten sagen, in
diesem Jahr noch keine Urlaubspläne zu haben.

Von denjenigen, die einen Urlaub planen, wollen 36 Prozent innerhalb
Deutschlands verreisen, 30 Prozent - trotz Corona - noch im Laufe des
Jahres ins Ausland. Innerhalb der eigenen Region wollen 11 Prozent
verreisen, Urlaub daheim planen 20 Prozent.

Die Osterreisezeit fiel wegen Corona in diesem Jahr komplett aus.
Nutzen viele die Sommerreisezeit, um sich für den ausgefallenen
Frühjahrsurlaub zu entschädigen? Ja, sagt rund jeder Fünfte, der
einen Urlaub plant. 14 Prozent wollen nun «etwas größer» Urlaub
machen, 5 Prozent sogar «deutlich größer». Dass sie die ausgefallen
e
Osterreise nicht mit einem längeren oder teurerem Urlaub kompensieren
wollen, sagen 79 Prozent von sich.

Dass es in vielen Urlaubsorten wegen Corona weniger touristische und
gastronomische Angebote als gewohnt geben dürfte, trübt die Stimmung
bei einigen. «Eher negativ» finden das 26 Prozent, «sehr negativ»
sagen weitere 10 Prozent. Ein knappes Drittel (29 Prozent) der
Befragten sieht weniger touristische Angebote als sonst «eher
positiv» oder sogar «sehr positiv» - schließlich dürfte das wohl
auch
weniger Trubel in den Urlaubsorten mit sich bringen.

Besonders für Menschen aus dem Kreis Gütersloh dürfte die
Urlaubsplanung zusätzlich zu den bisherigen Einschränkungen ins
Wanken geraten sein: Unmittelbar vor Ferienbeginn in NRW sind
Reisende aus dem Kreis nicht mehr überall willkommen - wegen des
massiven Corona-Ausbruchs beim Fleischkonzern Tönnies. Niedersachsen
kündigte am Mittwoch ein Beherbergungsverbot für Touristen aus der
Region an, die keinen negativen Corona-Test vorweisen können. Bayern
und Schleswig-Holstein brachten bereits angekündigte Einschränkungen
auf den Weg.