Mit Maske und Abstand - Reisen in Corona-Zeiten Von Katja Räther, dpa

Der Sommerurlaub soll eine Auszeit sein, ein Abschied auf Zeit von
Alltag und Routine. In diesem Sommer begleiten allerdings
Corona-bedingte neue Gewohnheiten die Reisenden.

Berlin (dpa) - Abstand halten, Hände waschen, Maske auf. Diese Regeln
sind für die meisten Menschen inzwischen Teil ihrer täglichen
Gewohnheiten. Um das Risiko einer Ansteckung klein zu halten, sollten
die Corona-Grundsätze im Urlaub weiter gelten. Auch unterwegs ist das
möglich.

BAHN: Vor allem verstärkte Reinigung und Desinfektion sollen Bahnhöfe
und Züge sicherer für die Reisenden in Corona-Zeiten machen. Türen
stehen für mehr Luftaustausch offen oder öffnen an Zügen automatisch,

damit kein Druckknopf berührt werden muss. Für die Deutsche Bahn und
andere Eisenbahnunternehmen bedeutet das mehr Personalaufwand und
höhere Kosten. In den Zügen selbst wird darauf geachtet, dass
Fahrgäste einen Mund-Nasen-Schutz tragen, um mögliche
Tröpfcheninfektionen zu vermeiden.

FLIEGEN: Nach Angaben des Flugzeugherstellers Airbus sorgt ein
komplexes und geschlossenes Belüftungssystem in Passagiermaschinen
für eine sehr saubere Luft und ein geringes Infektionsrisiko an Bord.
Auch die EU-Kommission hat bereits 2003 anlässlich der damaligen
SARS-Gefahren bestätigt, dass in allen nach 1985 konstruierten
Flugzeugen Umluftsystem-Hochleistungspartikelfilter (HEPA-Filter) zum
Standard gehören. Diese seien höchst effizient in der Abscheidung von
Staub und Schadstoffen aus der Luft, wie Tröpfchen, Bakterien und
große Mikroben. Je nach Flugzeugtyp werde das gesamte
Kabinenluftvolumen alle zwei Minuten ausgetauscht.
Airbus-Chef-Ingenieur Jean-Brice Dumont versichert deshalb: «Die Luft
im Flugzeug ist bei der Landung sauberer als nach dem Schließen der
Türen beim Start.»

Eine Infektion durch Anhusten oder direkten Kontakt ist allerdings
auch im Flugzeug möglich - gerade, wenn Menschen eng
beieinandersitzen. «Es ist notwendig, dass die Passagiere auch im
Flugzeug Masken tragen und alle Hygienemaßnahmen beachten», erklärt
Dumont. Um den Abstand einzuhalten, empfehlen die EU-Behörden für
Flugsicherheit (EASA) und für Krankheitsbekämpfung (ECDC), den
Mittelsitz einer Reihe oder jede zweite Reihe freizulassen - wenn es
die Zahl der Passagiere erlaubt.

FLUGHAFEN: In den Airports gelten dieselben Regeln wie an anderen
öffentlichen Orten. Deshalb sind etwa am Frankfurter Flughafen schon
an den Eingangstüren Informationen angebracht, alle fünf Minuten
weisen mehrsprachige Durchsagen auf Maskenpflicht und Abstand hin. An
wichtigen Kontaktpunkten stehen Desinfektionsspender bereit, und 10
000 Bodenmarkierungen zeigen den nötigen Abstand auf. Um direkten
Kontakt zwischen Mitarbeitern und Passagieren zu vermeiden, helfen
Online-Check-In und selbstständige Gepäckaufgabe. Ist doch einmal
unmittelbarer Kontakt am Schalter nötig, sorgt eine Plexiglasscheibe
für gegenseitigen Infektionsschutz.

Auch das Boarding ist laut Lufthansa auf Abstands- und Hygieneregeln
abgestimmt. Die Passagiere würden in kleinen Gruppen an Bord gebeten,
in denen die Reihenfolge durch den Sitzplatz bestimmt werde - erst
die Reisenden mit den Fensterplätzen, dann gehen die Passagiere mit
einem Platz am Gang an Bord. Beim Einsteigen überreichen die
Flugbegleiter - natürlich mit Maske - nicht etwa ein Bonbon für den
Druckausgleich beim Start, sondern ein Desinfektionstuch.

FÄHREN: Einbahnstraßenregeln an Bord, eine Sitzplatzampel mit rot und
grün markierten Sitzplätzen, Maskenpflicht oder
Kapazitätsbeschränkungen: Die Fährschiffreedereien, die zu den nord-

und ostfriesischen Inseln fahren, haben sich einiges überlegt, um
ihre Gäste sicher in den Urlaub zu bringen. Wer möchte, darf
beispielsweise bei der Überfahrt nach Föhr und Amrum anders als in
Vor-Corona-Zeiten im Auto sitzen bleiben. Die Wyker
Dampfschiffs-Reederei hat zudem entschieden, die maximale Anzahl der
Fahrgäste pro Abfahrt und Schiff zu begrenzen, um die Mindestabstände
zwischen den Passagieren sicherstellen zu können.

RESTAURANTS: Experten empfehlen, wo immer möglich im Freien Platz zu
nehmen. «Da kommt es praktisch nicht zu Infektionen. Das Coronavirus
wird ganz maßgeblich über die Luft übertragen», sagte der Rostocker

Krankenhaushygieniker Andreas Podbielski der Deutschen
Presse-Agentur. In Innenräumen von Restaurants oder Cafés werde es
problematischer: Wenn Kellner Masken trügen, seien die Gäste
geschützt. Allerdings trügen die Gäste beim Essen keine Masken und
könnten sich theoretisch gegenseitig infizieren. «Es geht dann darum,
wie das Lokal belüftet wird.»

BADEN: Wer ins Schwimmbad, an den Badesee oder ans Meer geht, sollte
vor allem außerhalb des Wassers Vorsicht walten lassen. Vom Wasser
selbst geht eine geringere Infektionsgefahr als vom direkten Kontakt
von Mensch zu Mensch. Darüber sind sich Wissenschaftler einig. So
geben es in Hallen- und Freibädern mit aufbereitetem und mit Chlor
desinfiziertem Badewasser wenig Grund zur Sorge. Das Virus werde
dadurch «zuverlässig inaktiviert», sagt Christian Ochsenbauer,
Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen.

Unbedenklich ist nach Angaben des Umweltbundesamtes auch das Baden
und Schwimmen in größeren Naturgewässern wie Badeseen oder in Meeren

wie Nord- und Ostsee. Die Gefahr einer Ansteckung sei dort wegen der
Verdünnung im Wasser äußerst gering. Wer Bäder mit biologischer
Aufbereitung wie etwa Badeteiche besucht, sollte aber genauer
hinschauen. Sie enthalten laut Umweltbundesamt «kein
Desinfektionsmittel, daher geht von derartigen Bädern ein gewisses
Infektionsrisiko aus, auf welches der Badegast generell vor Ort
hingewiesen werden sollte».