Corona-Neuinfektionen in den USA erreichen Tageshöchstwert seit April

US-Präsident Donald Trump würde die Corona-Pandemie am liebsten für
beendet erklären. Doch nach einer leichten Entspannung droht die
Situation zu kippen.

Washington (dpa) - Die USA haben einen weiteren Höchststand an
Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Am Dienstag wurden
rund 34 700 neue Infektionen nachgewiesen - der höchste Stand seit
Ende April und der dritthöchste Tageswert seit Beginn der Pandemie,
wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hervorgeht.
Im Vergleich: Am 1. Juni lag der Tageswert bei rund 17 400
Neuinfektionen. Die bisher höchste Zahl (36 400) wurde am 24. April
verzeichnet.

Nach anderen Bundesstaaten verzeichnete auch der bevölkerungsreichste
US-Staat Kalifornien die höchste je gemessene Zahl an
Corona-Neuinfektionen. Am Dienstag seien 7149 neue Fälle
hinzugekommen, sagte Gouverneur Gavin Newsom am Mittwoch. Die
Belegung der Krankenhäuser habe im Vergleich zu vor zwei Wochen um
fast 30 Prozent zugenommen. Newsom rief die knapp 40 Millionen
Einwohner auf, wenn möglich Zuhause zu bleiben, Abstand zu halten und
Masken zu tragen.

Die USA führen mittlerweile deutlich mehr Tests durch als noch vor
wenigen Monaten, was US-Präsident Donald Trump wiederholt als
Erklärung für die hohen Fallzahlen angeführt hat. Allerdings gilt die

steigende Zahl der Krankenhauseinweisungen als Indikator dafür, dass
sich die Lage wieder zuspitzt. Sorgen bereitet Experten wie dem
führenden US-Immunologen Anthony Fauci insbesondere die Entwicklung
in Florida, Texas und Arizona.

Angesichts der steigenden Infektionszahlen in vielen Teilen der USA
verhängen die Bundesstaaten New York, New Jersey und Connecticut eine
zweiwöchige Quarantäne für all diejenigen, die aus Bundesstaaten mit

stärkerem Infektionsgeschehen einreisen. Die Regel werde am Mittwoch
um Mitternacht Ortszeit in Kraft treten, sagte New Yorks Gouverneur
Andrew Cuomo. Eine Liste der betroffenen Bundesstaaten werde
fortlaufend aktualisiert. Zunächst stünden unter anderem Florida und

Arizona darauf.

Unterdessen berichtete der US-Sender NBC News, dass die Regierung
in Washington plane, Bundesmittel für 13 Teststandorte bis Ende Juni

einzustellen. Betroffen seien sieben Teststandorte in Texas. Dies
bedeute kein Ende der Unterstützung der Regierung, Washington wolle
aber auf andere Weise in Hinblick auf die Tests helfen, berichtete
der Sender unter Berufung auf das US-Gesundheitsministerium. Die
Pläne bedeuteten auch nicht, dass weniger getestet werden soll, ganz
im Gegenteil.

Ungeachtet der Entwicklung in Arizona war Trump dort am Dienstag vor
Publikum aufgetreten. In dem geschlossenen Raum trugen seine Anhänger
größtenteils keine Masken und saßen dicht an dicht. Trump wird von
seinen Gegnern immer wieder vorgeworfen, die Tragweite des Virus
herunterzuspielen. Wenige Monate vor der US-Wahl im November liegt
sein Augenmerk darauf, die Wirtschaft des Landes wieder zum Laufen zu
bringen.

Trumps Vorgänger Barack Obama hatte den Umgang des Republikaners mit
der Corona-Krise in den USA am Dienstag kritisiert. «Anders als unser
derzeitiger Präsident erkennen wir an, dass es eine Gesundheitskrise
gibt», sagte Obama bei einem gemeinsamen Wahlkampfevent mit dem
designierten Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Joe Biden,
nach Angaben von anwesenden Journalisten. Man müsse den Rat von
Gesundheitsexperten wie Fauci beachten, auch mit Blick auf den
Wahlkampf, mahnte er.

Die USA haben mit mehr als 2,3 Millionen bekannten Corona-Infektionen
mehr nachgewiesene Fälle als jedes andere Land der Welt. Mehr als 121
000 Menschen starben infolge einer Covid-19-Erkrankung.