Druck auf Fleischbranche im Land wächst - wenig Neuinfektionen

Nach dem Corona-Ausbruch in Nordrhein-Westfalen wächst der Druck auf
die Schlachtbetriebe auch in Sachsen-Anhalt. Denn hier steht das
zweitgrößte Tönnies-Werk.

Magdeburg (dpa/sa) - Während die Neuinfektionen mit dem Coronavirus
in Sachsen-Anhalt weiterhin auf niedrigem Niveau bleiben, wird der
Druck auf die Fleischbetriebe im Land größer. Das
Gesundheitsministerium hält inzwischen Tests auf das Coronavirus in
allen Schlachtbetrieben des Landes für angebracht. Solange keine
Infektionsfälle auftreten, gebe es jedoch keine Rechtsgrundlage für
verpflichtende Tests, teilte das Ministerium am Mittwoch mit. Daher
möchte die Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) die Betriebe
schriftlich für freiwillige Tests sensibilisieren, wie es hieß. Zuvor
hatte der MDR berichtet.

Die Behörden in Nordrhein-Westfalen haben am Dienstag den Alltag von
mehr als 640 000 Einwohnern in der Region um die größte deutsche
Fleischfabrik erheblich eingeschränkt. Hunderte Beschäftigte des
Tönnies-Betriebs in Rheda-Wiedenbrück hatten sich zuvor infiziert.

In Sachsen-Anhalt hatte der Landrat des Burgenlandkreises, Götz
Ulrich (CDU), hatte den Fleischverarbeiter Tönnies bereits am
Dienstag dazu aufgefordert, die gesamte Belegschaft in Weißenfels
regelmäßig auf das Coronavirus zu testen. Mit rund 2200 Mitarbeitern
ist der betrieb dort nach Unternehmensangaben der zweitgrößte
Tönnies-Schlachtstandort.

Auch wer als Werkvertragsbeschäftigter formal für ein Subunternehmen
arbeite, solle getestet werden, so Ulrich. In Weißenfels waren im Mai
bereits knapp 1200 Schlachthof-Beschäftigte freiwillig auf das
Coronavirus getestet worden - alle negativ.

Vor einem Schlachthaus in Zerbst protestierte die
Tierrechtsorganisation Peta am Mittwochmittag mit einer als
Sensenmann verkleideter Person. Am Nachmittag wollten die
Tierschutzaktivisten auch in Weißenfels demonstrieren.

Seit Dienstag wurden in Sachsen-Anhalt lediglich drei neue
Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus registriert, wie das
Sozialministerium am Mittwoch mitteilte (Stand: 10.11 Uhr). Davon
wurde je ein Fall in Magdeburg, im Saalekreis und im Landkreis Harz
verzeichnet. Am Tag zuvor waren landesweit fünf Neuinfektionen
gezählt worden. Insgesamt liegt die Zahl der bestätigten
Corona-Infektionen im Land demnach bei 1860 Fällen.

In Magdeburg stehen seit vergangenem Samstag 523 Menschen im
Stadtteil Neue Neustadt unter Quarantäne, um die Ausbreitung des
Coronavirus zu verhindern. Die Betroffenen werden seit Dienstag mit
Lebensmittellieferungen versorgt. Enden soll die Quarantäne
voraussichtlich am 4. Juli. Ordnungsamt und Polizei wollen die
Einhaltung der Regeln überprüfen.