Staat will Unternehmen Corona-Prämien für Ausbildung zahlen

Aus der Wirtschaftskrise soll nicht auch noch eine Ausbildungskrise
werden. Deshalb hat das Bundeskabinett Hilfen für angeschlagene
Unternehmen auf den Weg gebracht, die trotzdem ihre Azubis halten und
weiter ausbilden.

Berlin (dpa) - Das Bundeskabinett hat die geplanten «Azubi-Prämien»

für Unternehmen auf den Weg gebracht, die in der Corona-Krise in
Schwierigkeiten geraten sind und trotzdem weiter ausbilden. Kleine
und mittelständische Firmen, die mit großen Umsatzeinbrüchen und
Kurzarbeit zu kämpfen haben, aber ihre Ausbildungsplätze erhalten
oder sogar ausbauen, sollen demnach staatliche Prämien von bis zu
3000 Euro pro Ausbildungsplatz bekommen. Die Pläne sehen außerdem
Zahlungen für Unternehmen vor, die Azubis von anderen Firmen
übernehmen, wenn diese pandemiebedingt Insolvenz anmelden müssen.

KEIN SCHULABGÄNGER SOLL IN NICHTS FALLEN

Man wolle dafür sorgen, «dass kein Schulabgänger und keine
Schulabgängerin von der Schulbank ins Nichts fällt», sagte
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nach der Kabinettssitzung
in Berlin. «Corona darf nicht wie Blei am Bein hängen, wenn es um den
Start ins Berufsleben geht.»

Das Programm wird schätzungsweise rund 500 Millionen Euro kosten und
soll helfen, Ausbildungsplätze in der Pandemie zu erhalten. Es geht
zurück auf Vereinbarungen zwischen Vertretern der Bundesregierung,
der Bundesagentur für Arbeit, der Länder, der Wirtschaftsverbände und

Gewerkschaften.

«Die angekündigte Ausbildungsprämie kann eine gute Motivation für
kleine und mittlere Betriebe sein, auch unter schwierigen Bedingungen
ihre Ausbildungsanstrengungen aufrechtzuerhalten», sagte der
Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags
(DIHK) Achim Dercks am Mittwoch. Viele Ausbildungsbetriebe befänden
sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und litten unter
Liquiditätsengpässen.

PRÄMIEN VON 2000 BIS 3000 EURO

Mit dem Programm soll kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu
249 Mitarbeitern geholfen werden. Wer wegen der Pandemie große
Umsatzeinbrüche erlebt oder seine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken
musste, aber weiterhin so ausbildet, wie in den vergangenen drei
Jahren, soll für jeden für das Ausbildungsjahr 2020 abgeschlossenen
Vertrag einmalig 2000 Euro bekommen. Firmen, die in dieser Lage ihre
Plätze sogar aufstocken, sollen 3000 Euro für jeden zusätzlichen
Ausbildungsplatz bekommen. Außerdem ist eine Prämie von 3000 Euro
geplant für Unternehmen, die Azubis von pandemiebedingt insolventen
Betrieben übernehmen, und der Staat will mit 75 Prozent bei der
Zahlung der Ausbildungsvergütung einspringen, wenn Firmen ihre
Auszubildenden und Ausbilder auch bei hohem Arbeitsausfall nicht in
Kurzarbeit schicken.

MASCHINENBAUER SKEPTISCH

Der Maschinenbauverband VDMA kritisierte die Beschränkung des
Hilfsprogramms auf Firmen bis maximal 249 Mitarbeiter. Die Initiative
sei im Ansatz gut. «Aber leider werden viele Unternehmen im deutschen
Maschinenbau davon nicht profitieren können», sagt der Leiter der
VDMA-Bildungsabteilung, Jörg Friedrich. «Allein im Maschinenbau
werden 20 000 Auszubildende in Unternehmen mit 250 bis 1000
Beschäftigten ausgebildet und 26 000 in Unternehmen mit mehr als 1000
Beschäftigten.»

GENAUE CORONA-FOLGEN AUF AUSBILDUNGSMARKT NOCH NICHT ABSEHBAR

Wie sich die Corona-Krise konkret auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar
machen wird, ist momentan noch nicht ganz absehbar. Es gebe noch
keine validen Zahlen, sagte Heil. Es gebe aber große Befürchtungen,
dass aufgrund der wirtschaftlichen Lage viele kleine und
mittelständische Unternehmen überlegten, ob sie Ausbildungsplätze im

bisherigen Umfang zur Verfügung stellen wollten.

Die Bundesagentur für Arbeit hatte Anfang des Monats für Mai von
einem «auffälligen Rückgang» bei den gemeldeten Ausbildungsstellen
in
den Bereichen Gastronomie- und Hotels, Friseurhandwerk, Maschinenbau-
und Betriebstechnik, Elektrotechnik, in kaufmännischen Berufen, in
Informatikberufen, im Lebensmittelverkauf und im Berufskraftverkehr
gesprochen. Gleichzeitig waren im Mai aber auch noch 250 000
Ausbildungsstellen unbesetzt. Insgesamt sei der Ausbildungsmarkt noch
sehr in Bewegung. «Deshalb ist es für eine fundierte Bewertung zu
früh», hieß es.

PRÄMIEN SOLLEN SCHNELL AUSGEZAHLT WERDEN

Die Azubi-Prämien sollen jetzt nach Angaben von Heil «schnell und
unbürokratisch» an die betroffenen Betriebe ausgereicht werden. Dazu
werde eine entsprechende Förderrichtlinie mit der Bundesagentur für
Arbeit umgesetzt. Das sei gerade jetzt wichtig am Beginn vieler
Schulferien, wenn die Ausbildungsverträge gemacht würden.