Terminprobleme wegen Corona: Turnliga und DTB ringen um Lösungen Von Ulli Brünger, dpa

Die Deutsche Turnliga und der Deutsche Turner-Bund stricken eifrig an
einem Nach-Corona-Notplan. Die Terminabsprachen sind wegen
unterschiedlicher Interessen schwierig. Doch Lösungen zeichnen sich
ab. Und Top-Turner Toba ist gespannt auf den neuen DTB-Cheftrainer.

Düsseldorf (dpa) - Verkürzte Bundesliga-Saison, keine Absteiger und
eine komplizierte Lage für Athletinnen und Athleten: Der deutsche
Turnsport steht wegen Corona vor großen Herausforderungen. Die
Auswirkungen der Pandemie werden sich bis weit in das Olympia-Jahr
2021 ziehen. Den Sportlern steht durch die Verschiebung der
Sommerspiele ein Mammutprogramm bevor. «Man kann noch nicht
hundertprozentig planen, bis in das nächste Jahr schon gar nicht»,
sagte Deutschlands Top-Turner Andreas Toba am Mittwoch der Deutschen
Presse-Agentur.

Bundesliga, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften, deutsche
Meisterschaften inklusive Deutschem Turnfest in Leipzig, dazu das
Highlight in Tokio - 2021 ist der Turn-Kalender pickepackevoll. «Wenn
man noch Qualifikationen oder Weltcups dazu zählt, kommen die Turner
schnell auf 25 Wettkämpfe. Das ist von der Belastung her unmöglich»,

sagte Mirko Wohlfahrt, Abteilungsleiter Männer in der Deutschen
Turnliga (DTL). Das sieht auch Toba so: «Man wird nicht alles turnen
können, sondern auf jeden Fall Prioritäten setzen müssen.»

Wohlfahrt ist damit betraut, die Liga-Wettkämpfe der Männer bis zur
3. Bundesliga zu koordinieren. Es ist wie ein kniffliges Puzzle, weil
internationale Termine, Forderungen der Vereine und Wünsche der
Athleten und Sponsoren zu berücksichtigen sind. Ursprünglich sollten
sieben Wettkampftage zwischen dem 3. Oktober und 21. November
stattfinden, dazu das Bundesliga-Finale am 12. Dezember. Das geht
schon deshalb nicht, weil der europäische Verband European Gymnastics
die im Frühjahr ausgefallene Männer-EM auf den 9. bis 13. Dezember in
Baku verschoben hat. Die Frauen sind vom 17. bis 20. Dezember in
Aserbaidschans Hauptstadt dran.

Sicher ist, dass es in der Bundesliga mit ihren derzeit acht Clubs
keine Absteiger geben wird. Eine Saison-Verkürzung ist unumgänglich,
weil sich die Termine im Herbst ballen. So soll in zwei Staffeln mit
je vier Teams geturnt werden. Um die Einteilung der Gruppen wird noch
gerungen. Statt wie sonst sieben gibt es nur vier Wettkampftage plus
Liga-Finale. Jedes Team soll zweimal Heimrecht haben, damit sich die
Sponsoren präsentieren können.

Ob Zuschauer erlaubt sein werden, weiß derzeit niemand. Da es zwei
Aufsteiger geben soll, wird die Bundesliga nächstes Jahr aus zehn
Clubs (zwei Staffeln mit je fünf Teams) bestehen. «Das Konzept steht,
die Termine sind noch offen. Planungssicherheit gibt es noch nicht»,
sagte Wohlfahrt, der betont: «Bei allem steht die Gesundheit der
Turner, Trainer, Kampfrichter und Fans im Vordergrund. Es ist aber
wichtig, den Sportlern und Vereinen jetzt Perspektiven zu geben.»

Endlich zeichnet sich auch der Termin für die im Juni ausgefallenen
deutschen Turn-Meisterschaften ab. Letzter Stand: Sie finden am 7.
und 8. November in Düsseldorf statt. «Wir sind mit der Staatskanzlei
im Gespräch. Es läuft auf diesen Termin hinaus, aber die Tinte ist
noch nicht trocken», sagte DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam am
Mittwoch der dpa. Die Rhythmischen Sportgymnastinnen sollen am selben
Wochenende ihre Titelträgerinnen in der NRW-Landeshauptstadt küren.

Turnerinnen und Turner warten sehnsüchtig auf Entscheidungen. Und
hängen wie Toba ein wenig im luftleeren Raum. Der 29-Jährige hat
bisher nur entschieden, dass er dieses Jahr die DM sowie möglichst
viele Liga-Wettkämpfe für seinen Club TK Hannover bestreiten will.
«Wir sind froh, dass es im Herbst überhaupt noch Wettkämpfe geben
soll», sagte er.

Der Fokus des «Hero de Janeiro» gilt Tokio 2021: «Olympia hat
absolute Priorität. Alles andere wird drumherum geplant.» Ob er zur
EM nach Baku reist, hängt von der unsicheren Corona-Lage in
Aserbaidschan ab. Und vom neuen DTB-Cheftrainer. Der Nachfolger von
Andreas Hirsch wird noch gesucht. Laut Willam gibt es «zwei Handvoll
Bewerber». Die Entscheidung will das DTB-Präsidium am 3./4. Juli
fällen. «Da bin ich mal gespannt», sagte Toba.