Endlich Ferien

Berlins Schüler starten in die großen Ferien. Hinter ihnen liegt ein
Schuljahr, dass es in der Form noch nie gegeben hat. Nach dem Sommer
soll vieles wieder anders werden.

Berlin (dpa/bb) - Nach einem absoluten Ausnahmeschuljahr wegen der
Corona-Pandemie beginnen für 350 000 Berliner Schüler am Donnerstag
die Sommerferien. Im Anschluss an die Zeugnisübergabe, die sich wegen
der Abstandsregelungen seit Montag über drei Tage verteilte, können
viele für sechs Wochen so richtig ausspannen, viel unternehmen oder
mit oder ohne Eltern auf Reisen gehen.

Das trifft aber nicht auf alle zu: Denn rund 11 500 Schüler haben
sich für die Sommerschule angemeldet. Das in diesem Jahr deutlich
ausgeweitete Angebot richtet sich an Schüler, die wegen der
zeitweisen Schulschließungen und des zuletzt praktizierten
eingeschränkten Präsenzunterrichts in eine schwierige Lernsituation
geraten sind. Sie müssen nun Stoff nachholen.

Mit Hilfe von Lehrkräften und Freiwilligen sollen sie vor allem in
den Kernfächern Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache
Unterstützung bekommen. Angemeldet haben sich knapp 6000 Schüler der
Jahrgangsstufen 1 und 2 sowie gut 5500 Jugendliche der
Jahrgangsstufen 7 bis 9. Wer wegen der sehr hohen Nachfrage oder
einer verspäteten Anmeldung im Sommer keinen Platz mehr findet, soll
laut Bildungsverwaltung in den Herbstferien (12. bis 24. Oktober) zum
Zug kommen.

«Mir ist ganz wichtig, dass Schülerinnen und Schüler, die in der
Corona-Krise Nachteile hatten, ihre Lernrückstände aufholen»,
erklärte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). «Deshalb bieten wir
nicht nur die Sommerschule an, sondern haben auch das Programm
«LernBrücken» aufgelegt, Tablets als Leihgeräte besorgt und nun die

Erstellung von individuellen Förderkonzepten vorgegeben.»

Etliche Bibliotheken in den Bezirken bieten eine kostenfreie Lern-
und Hausaufgabenhilfe in den Ferien an. Nach einem längeren Verbot
wegen Corona können freie Träger auch wieder Tages- oder
Gruppenreisen für Kinder und Jugendliche anbieten und andere
Freizeit- und Bildungsangebote etwa in Berliner Jugendbildungsstätten
öffnen. Allerdings gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen, so ist die
Gruppengröße beschränkt.

Diese Zeit des Jahres ist auch immer die Zeit der Abibälle, mit denen
sich die Abiturienten aus der «Penne» verabschieden. Doch wegen der
Corona-Beschränkungen waren bisher keine Abibälle mit mehr als 150
Teilnehmern möglich. Ab Samstag liegt die Grenze für Veranstaltungen
in geschlossenen Räumen bei 300 und ab 1. August bei 500. Gleichwohl
wurden die Bälle an manchen Schulen bereits abgesagt.

Start in das neue Schuljahr ist am 10. August. Nach dem Willen der
Bildungsverwaltung soll der Unterricht dann wieder unter weitgehend
normalen Bedingungen stattfinden und zum Beispiel Abstandsregeln
nicht mehr in der bisherigen Form gelten. Am Mittwoch veröffentlichte
die Bildungsverwaltung einen neuen Musterhygieneplan: Demnach wird
die Mindestabstandsregel von 1,50 Metern für alle unmittelbar in der
Schule aktiven Personen - also im wesentlichen Lehrer und Schüler -
aufgehoben. Wo immer es möglich ist, solle der Mindestabstand aber
weiter eingehalten werden, hieß es.

Dieser Weg ist umstritten. Die Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW) fordert ein Gesamtkonzept, wie Schule ab August
aussehen kann. Sie hält nicht zuletzt aus Gründen des
Gesundheitsschutzes kleinere Lerngruppen, zusätzliche Fachkräfte, die
Schaffung einer digitalen Infrastruktur und die Sicherung von
Hygienemaßnahmen an Schulen für nötig. Hier stehe in den Sommerferien

viel Arbeit an.