EZB-Chefvolkswirt: Euro-Wirtschaft erst 2022 auf Niveau vor Corona

Frankfurt/Main (dpa) - Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet
nicht vor 2022 mit einer Rückkehr der Wirtschaft im Euroraum zum
Wachstumsniveau vor der Corona-Krise. Angesichts der allmählichen
Lockerung der Einschränkungen gebe es zwar «einige Anzeichen für eine

erste Erholung», sagte der Chefvolkswirt der Notenbank, Philip Lane,
am Mittwoch in einer Videoschalte. Man müsse sich jedoch auf einen
längeren Prozess einstellen, «da es einige Zeit dauern wird, bis sich
Verbraucher und Unternehmen von diesem Schock erholt haben». Lane
bekräftigte: «Wir glauben nicht, dass wir vor Ende 2022 zum Niveau
von 2019 zurückkehren werden.»

Mit ihrem Anleihenkaufprogramm leistet die EZB nach Lanes
Einschätzung einen maßgeblichen Beitrag zur Stabilisierung der
Märkte. Die EZB hatte Anfang Juni ihr Notkaufprogramm PEPP (Pandemic
Emergency Purchase Programme) um 600 Milliarden auf 1,35 Billionen
Euro fast verdoppelt. Zudem verlängerten die Währungshüter die
Mindestlaufzeit des Programms um ein halbes Jahr bis Ende Juni 2021.
Die EZB kauft im Rahmen des PEPP verschiedene Arten von Wertpapieren,
hauptsächlich Staatsanleihen der Euroländer.

«Ich diesen Zeiten sind die Vorteile der Käufe viel größer als
normal», sagte Lane mit Blick auf grundsätzliche Kritik an
Anleihenkäufen der Notenbank. Er betonte zugleich, das PEPP sei eine
zeitlich begrenzte Sondermaßnahme. «Diese außergewöhnliche Maßnah
me
wird eindeutig enden, wenn die Pandemie vorbei ist.» Zentralbanken
sollten nicht «permanent eine übermäßige Rolle» spielen, sagte de
r
EZB-Chefvolkswirt.