Mainzer Wissenschaftler bündeln Forschung zur psychischen Gesundheit

14 Institute und Kliniken haben sich zu einem neuen Forschungszentrum
zusammengetan. Therapien etwa bei Depressionen sollen umfassender
entwickelt werden.

Mainz (dpa/lrs) - «Wir wollen Forschung fördern, die den Patienten
zugute kommt» - mit diesem Vorsatz haben sich 14 Institute und
Kliniken zu einem Mainzer Forschungszentrum für Psychische Gesundheit
(MZPG) zusammengeschlossen. «Wir bemühen uns dabei um die Entwicklung
ganzheitlicher Ansätze und schauen etwa bei Depressionen, welche
Ergänzungen zu psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlungen
sinnvoll sind», sagte der Direktor der Klinik und Poliklinik für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin
Mainz, Manfred Beutel als Leiter des neuen Zentrums der Deutschen
Presse-Agentur.

«Mit dem MZPG gewinnt der Mainzer Wissenschaftsstandort weiter an
Stärke und Profil», erklärte Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD)

zur Gründungsfeier des im Dezember 2019 entstandenen Zentrums. «Damit
ist der Standort im Feld der psychischen Gesundheit einmalig und für
wissenschaftliche Wettbewerbe ausgezeichnet aufgestellt.»

Ein wichtiger Wettbewerb wird in diesem Jahr die Bewerbung als
Standort für das geplante Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit
sein, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit
2018 vorangetrieben wird. Es soll die sechs bereits bestehenden
Zentren der Gesundheitsforschung ergänzen. Geplant ist ein
Forschungsnetz mit mehreren Standorten, das «zu psychischen
Erkrankungen mit besonders hoher Krankheitslast in der Bevölkerung
neue und wirksamere diagnostische, therapeutische und präventive
Konzepte» entwickeln soll.

«Als Doppelstruktur mit MZPG und dem Leibniz-Institut für
Resilienzforschung stellen wir uns auf, ein Teil dieses Netzwerks zu
werden», sagte der Geschäftsführer des Leibniz-Instituts in Mainz und

stellvertretende Leiter des MZPG, Klaus Lieb. «Diese Verbindung ist
einzigartig in Deutschland, wir bilden so das Spektrum von der
Gesundheitsförderung bis zur Behandlung ab.» Das Mainzer
Forschungszentrum für Psychische Gesundheit bringe eine große Breite
an Fachdisziplinen zusammen, von der Grundlagenforschung bis zur
therapeutischen Versorgung.

Als Beispiel für die Grundlagenforschung nannte Beutel die
Auswirkungen von Einsamkeit als eine Ursache für Depression und damit
zusammenhängend auch körperlichen Erkrankungen. Untersuchung von
Mäusen in sozialer Isolation hätten Veränderungen in der Darmflora
nachgewiesen, die zu Bluthochdruck führten. «Wir fragen uns, ob beim
Menschen ähnliche Veränderungen nachweisbar sind.»

Ein ganzheitlicher Ansatz müsste dann Empfehlungen zur Ernährung mit
einschließen. «Wir wissen, dass unsere Patienten sich häufig sehr
ungesund ernähren, sich wenig bewegen, nicht gelernt haben, gut auf
sich aufzupassen», erklärte Beutel. Das neue Forschungszentrum nimmt
aber auch Möglichkeiten körperbetonter Ansätze in der Therapie in den

Blick - zu den Gründungsmitgliedern zählt denn auch die Abteilung
Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation des Instituts für
Sportwissenschaft an der Universität Mainz. Vielversprechend seien
auch verschiedene Ansätze mit digitaler Unterstützung wie
Online-Therapien, um die Angebote leichter einer großen Zahl von
Patienten zugänglich zu machen.

Bei psychischen Erkrankungen gebe es eine große Bandbreite wirksamer
Behandlungsmöglichkeiten, sagte Beutel. Es gebe aber auch das
Problem, dass viele dieser Erkrankungen einen chronischen Verlauf
nähmen. «Wir verstehen viele Krankheitsmechanismen nur unzureichend.»

Daher komme es auf die Entwicklung neuer Ansätze und die
Zusammenarbeit von Forschern unterschiedlicher Spezialdisziplinen an:
«Dieser Spagat ist immens wichtig.»