Weitere Corona-Lockerungen in Sachsen - Maskenpflicht bleibt

Die sächsischen Lockerungsübungen in der Corona-Krise gehen weiter.
Viele Eltern werden aufatmen, dass Kitas wieder so wie früher
geöffnet sind. In anderen Bereichen lässt der Alltag auf sich warten.

Dresden (dpa/sn) - Sachsen kündigt in der Corona-Krise weitere
Lockerungen an - will aber an der Maskenpflicht beim Einkaufen und in
Bussen und Bahnen festhalten. Gleiches gilt für Abstandsregeln und
Kontaktbeschränkungen. Der für Soziales und Gesundheit zuständige
Staatssekretär Uwe Gaul warb am Dienstag nach der Kabinettssitzung
dafür, weiter Vorsicht walten zu lassen und verwies auf eine
bundesweite Zuspitzung in Hotspots: «Das Virus ist gefährlich.» Man
könne in Sachsen aber die Botschaft vermitteln, dass man die
Situation im Griff habe.

Die Zahl der bekannten Corona-Infektionen in Sachsen stieg nach
Angaben des Gesundheitsministeriums bis Dienstag auf 5429. Das sind
sechs Fälle mehr als am Vortag. Die Zahl der Todesopfer lag am
Dienstag unverändert bei 220. Rund 5100 Infizierte gelten als wieder
genesen. In Augustusburg und Roßwein, wo zuletzt eine merkliche
Zunahme von Infektionen registriert wurde, gab es binnen 24 Stunden
keinen neuen Fall mehr, in Leipzig waren es drei Neuinfektionen.

Die für viele wohl wichtigste Neuerung der neuen Corona-
Schutzverordnung betrifft die Wiederaufnahme des Normalbetriebes in
Kindertagesstätten. Sie dürfen bereits am kommenden Montag wieder wie
vor der Krise agieren. Schutzmaßnahmen sind aber bindend, jede Kita
muss dafür ein Konzept vorlegen. «Die Öffnung ist aufgrund des
Infektionsgeschehens möglich und pädagogisch geboten», sagte
Kultusminister Christian Piwarz (CDU).

Mit der Neuregelung fällt das bisher geltende Gebot der strikten
Trennung der Gruppen innerhalb eines Gebäudes und auch auf dem Kita-
Gelände weg. Um die Rückkehr in den Regelbetrieb zu erleichtern und
einen abrupten Übergang zu vermeiden, kann für eine Übergangszeit die

Gruppenstruktur beibehalten werden. Eltern müssen weiter täglich eine
schriftliche Bescheinigung vorlegen, dass ihre Kita-Kinder nicht
unter typischen Symptomen der Infektion leiden. Erzieherinnen haben
keinen Anspruch auf Corona-Tests.

Ein eingeschränkter Betrieb gilt bis zu den Sommerferien weiterhin
für Grund- und Förderschulen, Horte und weiterführende Schulen. Man
habe von Lehrern das Signal erhalten, dass es wenig Sinn macht, so
kurz vor den Sommerferien noch einmal das System zu wechseln, sagte
Piwarz.

Der Kultusminister sprach von einem weiteren Schritt in Richtung
Normalität: «Wir sind nicht blauäugig, das Virus ist weiter unter
uns.» Es gehe darum, weiter mit Augenmaß vorzugehen und sich an die
Regeln zu halten, damit das Virus nicht weiterverbreitet wird.

Mehr Freiheiten bekommen die Sachsen mit der neuen Verordnung ab 30.
Juni beispielsweise bei Familienfesten. Hieran dürfen außerhalb
privater Räume nunmehr bis zu 100 Personen teilnehmen. Musikclubs
können bei Vorlage von Hygienekonzepten öffnen - allerdings bleibt
das Tanzen dort tabu. In Jazzclubs oder anderen kleineren Lokalitäten
können aber wieder Konzerte stattfinden.

Anders als vermutet, soll es bis auf Weiteres keine Jahrmärkte und
kleineren Volksfeste geben. Auch bei Bordellen nahm der Freistaat
wieder Abstand von einer Lockerung - ihre Öffnung bleibt untersagt.
Sportveranstaltungen mit Publikum sind gleichfalls noch nicht
möglich.

«Der Wunsch war schon gewesen, etwas weiter zu gehen als wir jetzt
gegangen sind. Aber die Entwicklung der letzten Tage - insbesondere
in Augustusburg - hat gezeigt, dass man diesen Schritt noch nicht
machen kann und man erstmal mit einer moderaten Lockerung
vorangegangen ist», sagte Regierungssprecher Ralph Schreiber. Er
schloss weitere Lockerungen nach dem 17. Juli nicht aus. Dann endet
die neue Corona-Schutzverordnung für Sachsen.