Britische Autoindustrie: Jeder sechste Job in Gefahr

London (dpa) - Jeder sechste Job in der britischen Autoindustrie ist
einer Umfrage zufolge wegen der Corona-Krise in Gefahr. Der Verband
der britischen Autobauer und -händler (SMMT) appellierte daher am
Dienstag an die Regierung in London, die Branche stärker finanziell
zu unterstützen. Eine Mitgliederbefragung hatte ergeben, dass
zahlreiche Arbeitnehmer in der Branche in Kurzarbeit seien. Allein im
Juni sei die Streichung von mehr als 6000 Stellen angekündigt worden.


Zusätzliche Einbußen fürchtet der SMMT im Falle eines harten Bruchs
mit der Europäischen Union nach der Brexit-Übergangsphase. Sie soll
nach dem Willen der Regierung in einem halben Jahr enden.

Die Corona-Krise habe alle Kapazitäten verbraucht, sagte SMMT-Chef
Mike Hawes auf einer Konferenz der Autoindustrie. «Die Branche
verfügt weder über die Ressourcen, die Zeit noch die Klarheit, um
sich auf einen weiteren Schock eines harten Brexits vorzubereiten.»

Rund 80 Prozent der britischen Autoproduktion gehen in den Export,
die meisten Fahrzeuge landen in der EU. Die Autoindustrie setzt sich
für ein weitreichendes Freihandelsabkommen mit Brüssel ein.

Großbritannien war Ende Januar aus der EU ausgetreten. In einer
Übergangsfrist bis zum Jahresende gehört das Land aber noch zum
EU-Binnenmarkt und zur Zollunion, so dass sich im Alltag fast noch
nichts geändert hat. Gelingt kein Vertrag über die künftigen
Beziehungen, könnte es Anfang 2021 zum harten wirtschaftlichen Bruch
mit Zöllen und anderen Handelshemmnissen kommen.