) Tönnies will Werkverträge in «Kernbereichen» abschaffen

Münster (dpa) - Der größte deutsche Schlachtbetrieb Tönnies will di
e
Werkverträge «in allen Kernbereichen der Fleischgewinnung» bis Ende
2020 abschaffen. Die Mitarbeiter sollen in der
Tönnies-Unternehmensgruppe eingestellt werden, wie das Unternehmen
am Dienstag in Rheda-Wiedenbrück mitteilte. Außerdem solle für die
Arbeiter eine digitale Zeiterfassung an allen deutschen Standorten
eingeführt werden.

Tönnies reagierte damit auf die Kritik an dem System, mit
Werkverträgen die Lohnkosten zu drücken. Nach einem Corona-Ausbruch
in der Tönnies-Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück hat das Land
Nordrhein-Westfalen am Dienstag das öffentliche Leben im Kreis
Gütersloh stark eingeschränkt.

Das Bundeskabinett hatte als Konsequenz aus früheren
Corona-Ausbrüchen in der Branche Ende Mai beschlossen, Werkverträge
weitgehend zu verbieten - also dass die Ausführung von Arbeiten bei
Subunternehmern eingekauft wird. Das Schlachten und Verarbeiten von
Fleisch soll ab 1. Januar 2021 nur noch mit Arbeitnehmern des eigenen
Betriebes zulässig sein.

Tönnies will nach eigenen Angaben zudem ausreichenden und
angemessenen Wohnraum für die Beschäftigten der Unternehmensgruppe an
den Standorten schaffen. Auch dieser Punkt soll möglichst bis zum 1.
Januar 2021 umgesetzt werden.

«Wir wollen auch in Zukunft in Deutschland Fleisch produzieren. Dafür
brauchen wir die gesellschaftliche Akzeptanz», sagt Clemens Tönnies
als Mitinhaber. «Dies gilt über alle Ketten der Fleischproduktion und
schließt ausdrücklich die Landwirtschaft mit ein.»

Der Tönnies-Konkurrent Westfleisch hatte am Dienstag ebenso
angekündigt, bis Ende des Jahres alle Mitarbeiter selbst einzustellen
und auf Werkvertragsanbieter zu verzichten.