Desinfektion und Atemschutz - Land stellt Versorgung neu auf

Zu Beginn der Corona-Krise fehlen Masken und Desinfektionsmittel.
«Jetzt gibt es keinen Mangel mehr», erklärt das
Gesundheitsministerium. Und das Landesversorgungsamt bereitet sich
auf eine mögliche zweite Welle vor.

Mainz (dpa/lrs) - Die Versorgung mit Masken, Handschuhen und
Desinfektionsmitteln in Rheinland-Pfalz wird mit Blick auf eine
mögliche zweite Welle von Corona-Infektionen neu aufgestellt. Das für
die Lagerung der Schutzgüter eingerichtete zentrale Lager des
Landesamts für Soziales, Jugend und Versorgung in der
Kurmainz-Kaserne in Mainz wird deswegen aufgelöst. «Es wird eine neue
Lager- und Logistikkapazität beschafft», teilte LSJV-Präsident Detlef

Placzek kürzlich im Gesundheitsausschuss des Landtags in Mainz mit.
Zwar sei noch keine Entscheidung getroffen, aber es habe bereits
erste Besichtigungen möglicher Standorte gegeben. Der Umzug aus dem
im Wege der Amtshilfe von der Bundeswehr bereitgestellten Lager ist
für den Herbst geplant.

«Das Land und das Gesundheitswesen sind gut vorbereitet auch für den
Fall erneut stark steigender Infektionszahlen», sagte eine Sprecherin
des Gesundheitsministeriums. Die Einrichtungen seien auch in der
Verantwortung, mehr als zuvor auf ausreichende Vorräte zu achten.
«Das Land wird jedoch im Rahmen der ergänzenden Versorgung aus seinen
Vorräten unterstützen, falls es zu einer zweiten Welle kommt und die
Einrichtungen entsprechend Bedarf haben.»

Das Landesamt ist seit dem 17. März zuständig für die Beschaffung von

Schutzausrüstung, Desinfektionsmittel und Testmaterial zum Nachweis
einer Covid-19-Infektion, damit alle Einrichtungen im
Zuständigkeitsbereich des rheinland-pfälzischen
Gesundheitsministeriums ausreichend versorgt sind - das sind vor
allem Krankenhäuser, Pflegeheime und Gesundheitsämter. Später kamen
auch vom Land geförderte Einrichtungen wie Frauenhäuser und Häuser
der Kinder- und Jugendhilfe dazu. «Das Landesamt ist von morgens bis
abends mit der Beschaffung beschäftigt», sagte Ministerpräsidentin
Malu Dreyer (SPD) Anfang April bei einer Besichtigung des Lagers und
der Lieferung von 20 000 Litern Desinfektionsmitteln.

«Am Anfang war der Markt wie leer», erinnert sich eine Sprecherin des
Gesundheitsministeriums. «Jetzt gibt es keinen Mangel mehr, die
Versorgung ist gesichert.» Zurzeit gibt es im zentralen Lager nach
LSJV-Angaben 4,8 Millionen einfache Mund-Nasen-Schutzmasken, rund
vier Millionen Atemschutzmasken nach dem Standard FFP2 und 235 000
für den besonderen medizinischen Standard FFP3. Hinzu kommen 1,5
Millionen Einmalhandschuhe und 133 000 Ganzkörperschutzanzüge.
Außerdem lagern in der Kurmainz-Kaserne unter anderem rund 1,5
Millionen Testkits und mehr als 80 000 Liter Desinfektionsmittel.

Bislang verteilt wurden unter anderem 8,3 Millionen
Mund-Nasen-Schutzmasken, 1,8 Millionen FFP2- und rund 71 000
FFP3-Masken. Nach drei großen Verteilaktionen - die Empfänger
erhalten die Schutzgüter gegen eine Kostenerstattung - ist gleich
nach den Sommerferien eine weitere Verteilaktion geplant. Das Land
sieht sich vor allem in der Aufgabe einer ergänzenden Versorgung -
die Einrichtungen beschaffen daneben auch selbst die von ihnen
benötigte Schutzausrüstung. Komplettiert werden die Beschaffungen des
LSJV durch Lieferungen des Bundes.

Nicht zuständig ist das Landesamt für niedergelassene Ärzte. Wie
viele Schutzgüter dort gelagert sind, ist nicht bekannt. Derzeit
seien aber sowohl Atemschutzmasken als auch Desinfektionsmittel auf
dem Beschaffungsmarkt in ausreichendem Maße erhältlich, erklärte ein

Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz. Die
KV hat auch ein Portal für die Bestellung von Schutzausrüstung
eingerichtet. Hingegen «waren zu Beginn der Pandemie weder
Atemschutzmasken noch Desinfektionsmittel in ausreichendem Maße
beschaffbar». In vielen Praxen hätten Schutzgüter gefehlt, um
infektiöse Menschen zu testen und zu behandeln.

Mit Blick auf eine mögliche zweite Infektionswelle sieht das
Landesamt in den vorhandenen Lagerbeständen «bereits einen
erheblichen Beitrag zur Deckung eines potenziellen Bedarfes». Daneben
werde der voraussichtliche Bedarf der zu versorgenden Einrichtungen
für sechs Monate im Voraus analysiert, sagte Placzek.

Zur künftigen Lagerung erklärte er, dass diese «mit Blick auf eine
eventuell sich ereignende zweite Corona-Infektionswelle geeignet
sein» sein müsse, «um zumindest die ersten Wochen nach Beginn einer
möglichen zweiten Infektionswelle potenziell auftretende
Versorgungslücken zu decken». Die Idee sei ein «lebendiges» Lager:

Schutzgüter, deren Mindesthaltbarkeit sich dem Ende nähert, sollen
frühzeitig bedarfsorientiert angeboten werden. Zur Frage einer
jeweiligen Nachbeschaffung will die Landesregierung nach der
Sommerpause eine Entscheidung treffen.