Nur wenige Grundschüler aus Angst vor Corona nicht im Unterricht

Hessen kehrt in der Corona-Krise ein weiteres Stück zur Normalität
zurück. Die wohl am meisten diskutierte Lockerung von diesem Montag
an: Die Grundschüler im Land gehen wieder regulär in die Schule.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Nur wenige Schüler sind am ersten Tag der
Wiedereröffnung von Hessens Grundschulen für alle aus Angst vor einer
Coronavirus-Infektion nicht im Unterricht gewesen. Die Zahl bewege
sich hessenweit im «mittleren einstelligen Prozentbereich», sagte ein
Sprecher des Kultusministeriums am Montag in Wiesbaden. Auffällig
seien die regionalen Unterschiede. Dort, wo es Infektionsfälle gebe,
sei die Verunsicherung wohl größer. «In diesen Region ließen mehr
Eltern die Kinder zuhause als anderswo.» Die Schulbesuchspflicht in
Hessen ist derzeit aufgehoben. Kinder dürfen auch von zuhause aus
lernen.

Nach den Worten des Ministeriumssprechers waren am Montag zwei
Grundschulen in Kassel und eine in Frankfurt im Zusammenhang mit
Corona-Fällen geschlossen. Diese Infektionen seien jedoch in der Zeit
vor der Wiedereröffnung bekannt geworden. Eine der Kasseler Schulen
soll schon am Dienstag wieder öffnen.

Die Lehrerversorgung an den Grundschulen sei hessenweit
sichergestellt. Teilweise gebe es Abordnungen von anderen Schulen
oder es würden angestellte Lehrer eingesetzt, erklärte der Sprecher.
Die verbleibenden zwei Wochen bis zu den Sommerferien werden die
Grundschüler wieder gemeinsam im Klassenverband unterrichtet - das
Gebot zum Abstandhalten gilt dort dann nicht mehr.

Hessens Schulleiter sehen die Rückkehr der Grundschulen zum
weitgehend regulären Unterricht mit Sorge. Nach wie vor gebe es in
Hessen eine Quote von Lehrkräften, die wegen eines zu hohen
Krankheitsrisikos nicht eingesetzt werden könnten, sagte der
Vorsitzende des Interessenverbandes hessischer Schulleitungen,
Matthias Doebel, in einem Interview der Radiowelle hr-Info. «Schauen
wir uns die hessenweite Quote von durchschnittlich 18 Prozent an,
sieht das im Detail anders aus», erklärte er.

Es gebe viele Schulen, die über eine solide 100 Prozent Personaldecke
verfügten, anderen Schulen fehle 30 Prozent des Personalstamms. Das
seien dann völlig andere Voraussetzungen, die dort vor Ort durch
Mehrarbeit, Abordnungen und Kurzverträge organisiert und abgefangen
werden müssten, sagte Doebel. Darüber hinaus sähen die
Hygienevorgaben vor, dass nur eine Lehrkraft pro Klasse eingesetzt
werden dürfe, um mögliche auftretende Infektionsketten zu
unterbrechen. «Das hat natürlich mit einem regulären Stundenplan
nichts mehr zu tun.»