Bald wieder Bier in englischen Pubs? - Johnson: «uraltes Recht»

London (dpa) - Bitte ein Pint! Nach mehr als drei Monaten
Corona-Zwangspause könnten die beliebten englischen Pubs bald wieder
öffnen. Noch am Montag wollte Premierminister Boris Johnson mit
Ministern und Wissenschaftlern hinter verschlossenen Türen über eine
Lockerung der Corona-Maßnahmen auch in der Gastronomie diskutieren.
Johnson werde die Ergebnisse am Dienstag vorstellen, bestätigte eine
Regierungssprecherin der Deutschen-Presse-Agentur.

Viele Pubs gelten in Großbritannien als zweites Wohnzimmer, in denen
man sich in geselliger Runde nach Feierabend zum Bier trifft. Gerade
im Sommer stehen oft Menschentrauben vor den Eingängen und trinken
ihr Pint, das etwas mehr als einem halben Liter entspricht.

Als Johnson in der zweiten Märzhälfte strenge Maßnahmen zur
Eindämmung der Pandemie verkündete, wurde er beim Thema
Pub-Schließungen fast theatralisch: «Ich weiß, dass wir etwas
Außergewöhnliches machen, wir nehmen das uralte und unveräußerliche

Recht frei geborener Menschen, in den Pub zu gehen, weg.»

Britische Medien rechnen nun damit, dass viele Pubs, Restaurants,
Hotels und Friseurläden ab 4. Juli wieder öffnen dürfen - allerdings

unter bestimmten Sicherheitsregeln. Und die Maßnahmen gelten nur für
England: Jeder Landesteil in Großbritannien entscheidet über seine
eigenen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie.

Voraussetzung für die Pub-Öffnungen dürfte aber wohl sein, dass auch

die bislang wegen der Pandemie geltende Zwei-Meter-Abstandsregel in
England gelockert wird. Denn viele Betreiber halten den Betrieb von
Pubs und Restaurants ansonsten für unrealistisch; sie fürchten viel
zu geringe Umsätze. Kritiker warnen hingegen vor verfrühten
Maßnahmen: Großbritannien hat die meisten Corona-Todesopfer in Europa
und reagierte relativ spät auf die Pandemie.