Maas besucht Italien - «Krise kann alte Trennlinien wegwischen»

Zu Beginn der Corona-Pandemie fühlten sich viele Italiener von
Deutschland im Stich gelassen. Inzwischen hofft man auf deutsche
Urlauber. Ein Besuch von Außenminister Maas soll dem
Stimmungsumschwung Rechnung tragen.

Rom/Berlin (dpa) - Außenminister Heiko Maas ist am Montag nach
Italien aufgebrochen, um dort die Schwerpunkte der am 1. Juli
beginnenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft vorzustellen. Zusammen
mit seinem Kollegen Luigi Di Maio will der SPD-Politiker auch das
Hauptquartier der EU-Marinemission «Irini» zum Kampf gegen
Waffenschmuggel nach Libyen besuchen, ebenso das staatliche
Spallanzani-Institut zur Prävention, Diagnose und Behandlung von
Infektionskrankheiten.

Vor seinem Abflug sagte Maas, ein «kraftvoller wirtschaftlicher und
sozialer Neustart» sei die oberste Priorität der
EU-Ratspräsidentschaft. «Wir sind fest entschlossen, jetzt kein Land
in Europa zurückzulassen. Ich bin überzeugt: die Wucht dieser Krise
kann alte Trennlinien in Europa wegwischen.» Die Krise sei
historisch, die Bereitschaft zu Veränderungen aber auch.

Italien ist das europäische Land, in dem sich das Corona-Virus zu
Beginn der Pandemie am rasantesten ausgebreitet hatte. Damals gab es
dort scharfe Kritik an Deutschland. Vor allem ein deutscher
Exportstopp für Atemschutzmasken, Schutzanzüge und -brillen sorgte
für Unmut. Auch das kategorische Nein der Bundesregierung zur
Vergemeinschaftung von Schulden über sogenannte «Corona-Bonds» führ
te
zwischenzeitlich zu einer Anti-Deutschland-Stimmung.

Inzwischen hat sich das aber wieder geändert, nachdem Deutschland und
Frankreich einen gemeinsamen Vorstoß für ein EU-Wiederaufbauprogramm
unternommen haben, der in Italien gut angekommen ist. Außerdem hofft
die Tourismuswirtschaft nach der Aufhebung der deutschen Reisewarnung
für die meisten europäischen Länder auf deutsche Urlauber. Italien
ist das zweitbeliebteste Urlaubsland der Deutschen - nach Spanien.

«Als uns vor drei Monaten die furchtbaren Bilder aus Italien erreicht
haben, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich noch in
diesem Sommer wieder nach Rom reisen könnte», sagte Maas vor seinem
Abflug. Es ist auch ein Gegenbesuch: Die Maio hatte Anfang Juni seine
erste Auslandsreise seit Beginn der Corona-Krise nach Berlin
unternommen. Dabei bedankte er sich für die deutsche Hilfe: «Die
Unterstützung Deutschlands für unser Land hat in der gesamten Zeit
der Pandemie eigentlich nie gefehlt.»