Japan sorgt sich um Millionen alleinstehender Senioren

Tokio (dpa) - Im rasant alternden Japan wächst angesichts der
andauernden Corona-Krise die Sorge über Millionen von alleinstehenden
Senioren. Experten rufen zu verstärkter Hilfe für die Betreuung
dieser alten Menschen auf. Schätzungen zufolge leben in der
drittgrößten Volkswirtschaft der Welt inzwischen rund sieben
Millionen Senioren allein. Doch wegen der Pandemie ist es für
Betreuer oft nicht möglich, die Senioren zu Hause aufzusuchen und
sich in direkten Gesprächen nach ihrem Befinden zu erkundigen. Dies
schüre die Sorge, dass mehr alte Menschen einen einsamen Tod sterben,
so die Wirtschaftszeitung «Nihon Keizai Shimbun» am Montag.

«Kodokushi» (Einsamer Tod) ist in Japan seit längerem ein ernstes
gesellschaftliches Problem. Kein anderes Industrieland altert
angesichts niedriger Geburtenraten so schnell wie Japan. Mehr als ein
Viertel der Bevölkerung ist inzwischen älter als 65 Jahre. Wegen der
zunehmenden Abwanderung junger Menschen in Großstädte wie Tokio
sterben ganze Landstriche in dem Inselreich aus. Zurück bleiben oft
nur noch die Alten. Millionen von ihnen leben auf sich allein
gestellt. Der Staat hat den kommunalen Selbstverwaltungsorganen, die
auf diese Menschen aufpassen, kürzlich finanzielle Hilfen zugesagt.

In der Corona-Krise wird jetzt versucht, zumindest telefonisch
Kontakt zu den Senioren zu halten und sich nach ihrem Wohlbefinden zu
erkundigen. Auch sollten nach Meinung von Experten verstärkt moderne
Kommunikationsmittel wie Tablet-Computer und Video-Anrufe zur
Betreuung genutzt werden, zumal mehr Alte mit solchen Geräten umgehen
könnten. Zugleich ruft der Staat die Betroffenen auf, auch selbst für
ihre Gesundheit etwas zu tun, zum Beispiel unter Vermeidung großer
Menschenansammlungen spazieren zu gehen und ausgewogen zu essen.