Grundschule für alle - Hessen lockert Corona-Regeln

Angesichts vergleichsweise niedriger Infektionszahlen lockert Hessen
die Corona-Einschränkungen weiter. Diskussionen gibt es vor allem
über die Öffnung der Grundschulen für alle Schüler.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen kehrt in der Corona-Krise ein Stück
weiter zur Normalität zurück. Die wohl am meisten diskutierte
Lockerung von diesem Montag an: Die Grundschüler im Land gehen wieder
regulär in die Schule. Die verbleibenden zwei Wochen bis zu den
Sommerferien werden die Kinder der ersten bis vierten Klasse wieder
gemeinsam unterrichtet - das Gebot zum Abstandhalten gilt dort dann
nicht mehr. Auch in Altenheimen und im Einzelhandel werden die
Einschränkungen gelockert.

Die Bildungsgewerkschaft GEW bezeichnete die Öffnung der Grundschulen
für alle Schüler als «verantwortungslos». Der Landesvorsitzende des

Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Hessen, Stefan Wesselmann,
kritisierte die Widersprüchlichkeit des Schritts angesichts
gleichzeitig noch geltender Verbote zum Beispiel für
Großveranstaltungen. Niemand sei gerne ein Versuchskaninchen - «schon
gar nicht, wenn nicht für angemessene Laborbedingungen gesorgt ist»,
sagte Wesselmann in der vergangenen Woche.

Das Kultusministerium geht davon aus, dass alle Grundschulen
ausreichend Zeit hatten, sich auf die Rückkehr zur Fünf-Tage-Woche
vorzubereiten. Angesichts der Kritik verwies das Ministerium auf neue
Erkenntnisse zur Infektionslage. Außerdem würden Eltern und Familien
entlastet. Die Schulbesuchspflicht ist aber bis zu den Sommerferien
aufgehoben. Das heißt, Eltern können entscheiden, ob ihr Kind zur
Schule geht oder von zuhause aus den Unterrichtsstoff lernt. An den
weiterführenden Schulen ändert sich bis zu den Sommerferien erst
einmal nichts. Geplant ist, dass nach dem Ferienende Mitte August
auch dort wieder der normale Unterricht beginnt.

Bewohner von Alten- und Pflegeheimen in Hessen dürfen ab sofort
wieder bis zu drei Mal in der Woche besucht werden. Menschen mit
Behinderung, die stationär betreut werden, sollen jeden Tag eine
Person empfangen dürfen.

Auch im Einzelhandel lockert Hessen die Corona-Einschränkungen
weiter: Läden dürfen wieder mehr Kunden hereinlassen. Erlaubt ist nun
eine Person pro 10 Quadratmeter Verkaufsfläche, bisher waren es 20
Quadratmeter. Kunden müssen aber weiterhin eine Maske tragen und zu
anderen Menschen mindestens 1,5 Meter Abstand halten.

Die neuen Regelungen gelten nach Angaben der Landesregierung in
Hessen zunächst bis zum 16. August.