Clemens Tönnies: Fleisch-Mogul und Schalke-Funktionär

Rheda-Wiedenbrück (dpa) - Der Fleisch-Unternehmer und Sportfunktionär
Clemens Tönnies (64) ist oft in den Schlagzeilen. Anfang März etwa,
als der Gesellschafter der Tönnies-Gruppe für 2019 ein Umsatzplus auf
7,3 Milliarden Euro verkündete - soviel wie nie zuvor. Oder im Sommer
2019, als er sich über Afrikaner in einer Weise äußerte, die
zahlreiche Beobachter als rassistisch kritisierten. Tönnies musste
sein Amt als Aufsichtsratsboss des Fußball-Bundesligisten Schalke 04
für drei Monate ruhen lassen. Seine umstrittenen Äußerungen
bezeichnete er wiederholt als «Fehler»: «Es hätte mir nicht passier
en
dürfen», sagte er später. Jetzt unterstützt er Afrika-Projekte der

Kindernothilfe. Das US-Magazin Forbes schätzte sein Vermögen im April
2019 auf umgerechnet 1,4 Milliarden Euro.

Dann kam Corona. Zunächst ging es glimpflich ab am Haupt- und
Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück, im größten Schlachtbetrieb
Deutschlands. Täglich ließ Tönnies dort 20 000 Schweine schlachten
und verarbeiten. Vor wenigen Wochen wurde dort nur eine Handvoll
Infizierte festgestellt. Am vergangenen Mittwoch platzte dann die
Bombe: Mehrere Hundert Infizierte. Mittlerweile liegt die Zahl bei
1331. Der Betrieb wurde für 14 Tage geschlossen, alle 6500
Mitarbeiter und ihre Familien mussten in Quarantäne. Tönnies sprach
am Samstag von einer «existenziellen Krise des Unternehmens».

Tönnies lebt immer noch in Rheda, wo er als Kind eines Metzgers
aufwuchs. Er war erst 15, als sein älterer Bruder mit ihm zusammen
einen Großhandel für Fleisch- und Wurstwaren gründete. Daraus wurde
eines der größten Fleischunternehmen Europas.

Seit vielen Jahren liegt Clemens Tönnies im Clinch mit seinem Neffen
Robert Tönnies (42). Er ist der Sohn und Erbe des verstorbenen
Firmengründers Bernd Tönnies. Beide halten jeweils 50 Prozent am
Unternehmen. Die Streitigkeiten über Führungsanspruch und
Gesellschafteranteile beschäftigten mehrere Gerichte.

Als der massenhafte Ausbruch bekannt wurde, forderte Robert den
Rücktritt seines Onkels. Er warf in einem Schreiben vom 17. Juni der
Geschäftsleitung und dem Beirat des Konzerns unverantwortliches
Handeln sowie die Gefährdung des Unternehmens und der Bevölkerung
vor. Am 19. Juni legte er nach. Clemens solle den Weg freimachen für
dessen Sohn Max. Außerdem forderte Robert die Einberufung einer
außerordentlichen Gesellschafterversammlung.