Magdeburg stellt Häuser unter Quarantäne - Menschen in Sorge Von Dörthe Hein und Petra Buch, dpa

Um weitere Infektionen mit dem Coronavirus zu verhindern, hat die
Stadt Magdeburg die Reißleine gezogen. In mehreren Häusern in zwei
Stadtteilen müssen die Menschen nun zu Hause bleiben. Die Stadt
bietet Unterstützung an. Bewohner sind in Sorge.

Magdeburg (dpa/sa) - In Magdeburg sind nach vermehrten
Coronavirus-Fällen mehrere Häuser in den Stadtteilen Neue Neustadt
und Salbke unter Quarantäne gestellt worden. Wie viele Menschen und
Gebäude konkret davon betroffen sind, blieb am Sonntag zunächst
unklar. Die Stadt äußerte sich dazu nicht. Oberbürgermeister Lutz
Trümper (SPD) hatte am Samstag nach einer gemeinsamen Sitzung mit dem
Gesundheit- und Ordnungsamt, dem Sozialdezernat und der Polizei
mitgeteilt, dass insgesamt 19 Hausaufgänge unter Quarantäne gestellt
werden. Eine komplette Abriegelung ganzer Straßenzüge werde es aber
vorerst nicht geben, sagte Trümper. Er hatte diese Maßnahme in
Erwägung gezogen.

Je nach Bauweise gibt es in einem Haus mehrere Eingänge. Laut Stadt
sollen die Menschen mit Unterstützung von Hilfsorganisationen
versorgt werden, zum Beispiel mit Lebensmitteln. Ordnungsamt und
Polizei werden den Angaben nach die Einhaltung der
Quarantäneverfügung der Stadt - zur Eindämmung der Corona-Pandemie -

überprüfen. Die Polizei werde rund um die Uhr präsent sein.

Hintergrund der Quarantänemaßnahmen ist, dass in Magdeburg in der
vorigen Woche innerhalb eines Tages 21 neue Coronavirus-Fälle
gemeldet wurden, darunter aus den beiden Stadtteilen. Mehrere
Schulen, Spielplätze und Freizeiteinrichtungen wurden - nach
Lockerungen der Bestimmungen des Landes zur Eindämmung der
Coronavirus-Pandemie - wieder geschlossen. In der Stadt sind den
Angaben nach seit März 220 Menschen positiv auf den Erreger
Sars-Cov-2 getestet worden.

Unterdessen warnte der Kabarettist Lars Johansen, der sich für die
Kultur im Stadtteil Neue Neustadt engagiert, davor, das Wohngebiet
unter Generalverdacht zu stellen. Das Kulturzentrum Moritzhof mitten
in der Neuen Neustadt erreichten Nachfragen, ob man überhaupt noch
dorthin kommen könne. Der Stadtteil ist ein Zuhause für viele
Magdeburger und Zugezogene - und mit dem Moritzplatz auch eines der
kulturellen Zentren der Landeshauptstadt, mit einer Theater- und
Musikszene.

Die Theaterpädagogin Sandy Gärtner hatte hier 2018 das Kunst- und
Kulturprojekt «Utopolis» auf die Beine gestellt und mit Familien
gearbeitet. Sie berichtete am Samstag vor Ort, es habe etwa ein Jahr
gedauert, das Vertrauen der Familien, Kinder und Jugendlichen zu
gewinnen und die Kontakte zu knüpfen, zu erfahren, was sie möchten.
«Die Menschen wohnen in beengten Räumlichkeiten ganz eng zusammen»,
sagte sie. Es gebe sprachliche Barrieren.

Zu den Bewohnern in Neue Neustadt und Salbke gehören nach Angaben der
Stadt Menschen mit rumänischem Pass. Um alle Bewohner über die
Quarantänebestimmungen zu informieren, sollten diese aus dem
Deutschen übersetzt und auch per Lautsprecherdurchsagen auf Rumänisch
in den betroffenen Stadtgebieten erläutert werden.

In Sachsen-Anhalt gab es nach bisherigen Angaben des
Sozialministeriums 1840 bestätigte Coronavirus-Fälle. Davon mussten
273 Menschen im Krankenhaus behandelt werden. Insgesamt 57 Menschen,
die an Sars-CoV-2 erkrankt waren, sind gestorben. Nach Schätzungen
sind bisher 1663 Personen wieder genesen (Stand: 19. Juni), wie das
Ministerium mitteilte.