UN beklagt Attacken auf Gesundheitswesen in Afghanistan

Kabul (dpa) - Inmitten der Corona-Pandemie hat die UN-Mission in
Afghanistan (Unama) Angriffe auf Mitarbeiter und Einrichtungen des
Gesundheitswesens beklagt. Nach einem am Sonntag veröffentlichten
Bericht gab es zwischen Mitte März und Ende Mai zwölf gezielte
Attacken. Für zehn Angriffe seien die militant-islamistischen
Taliban-Milizen verantwortlich, Regierungstruppen für drei. Als
Beispiele nennt der Bericht einen Taliban-Angriff auf eine Apotheke
sowie die Bombardierung von verwundeten Taliban-Kämpfern vor einer
Klinik durch die Luftwaffe.

Der Angriff auf eine Entbindungsstation der Hilfsorganisation Ärzte
ohne Grenzen am 12. Mai wird nach wie vor keiner bestimmten
Konfliktpartei zugeschrieben. Dabei wurden 24 Menschen getötet, meist
Mütter mit neugeborenen Kindern. Auch eine Hebamme der
Hilfsorganisation kam ums Leben. Am Montag hatte Ärzte ohne Grenzen
angekündigt, die Station zu schließen.

Unama-Chefin Deborah Lyons sagte: «In einer Zeit, in der eine
dringende humanitäre Reaktion erforderlich war, um jedes Leben in
Afghanistan zu schützen, haben sowohl die Taliban als auch die
nationalen afghanischen Sicherheitskräfte vorsätzliche Gewalttaten
begangen, die die Operationen im Gesundheitswesen untergruben.» In
den vergangenen zehn Jahren wurden in Afghanistan mehr als 100 000
Zivilisten verletzt oder getötet.