Bayerisches Corona-Testkonzept für alle wirft Fragen auf

Mehr als eine Million Mal sind in Bayern schon Menschen auf das
Coronavirus getestet worden. Die Staatsregierung hat beschlossen,
dass sich künftig jeder untersuchen lassen kann - auch wenn er keine
Symptome hat. Die Opposition hat dazu viele Fragen.

München (dpa/lby) - Die Staatsregierung hat die Einführung eines
bayerischen Corona-Testkonzepts beschlossen, nach dem sich alle
Menschen «so bald wie möglich» auf eine Covid-19-Erkrankung
untersuchen lassen können - auch ohne Symptome oder andere Hinweise
auf eine mögliche Infektion. Weil dazu noch viele Fragen offen sind,
fordert die oppositionelle SPD Angaben etwa zur Kostenübernahme. Ein
Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärte am Sonntag in München
,
Details würden derzeit noch erarbeitet. «Es liegt auf der Hand, dass
zunächst auch die organisatorischen Vorbereitungen abgeschlossen
werden müssen. Dazu zählt unter anderem die Kostenfrage.»

Das Bundesgesundheitsministerium habe eine Verordnung zur Übernahme
von Laborkosten im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)
vorgelegt, führte der Sprecher aus. So könnten etwa Kosten für Tests

von Bewohnern ohne Corona-Symptome in Pflegeheimen übernommen werden,
was in Bayern ausgeschöpft werden solle. «Allerdings sieht die
Bundesverordnung eine GKV-Kostenübernahme nur für die Laborkosten -
aber nicht für die Abstrichnahme - sowie nicht für alle
asymptomatischen Fälle vor. Die entsprechenden Kostenlücken wird der
Freistaat schließen», kündigte der Sprecher an. In den nächsten Tag
en
würden auf Bundesebene noch offene Einzelheiten der Abrechnung mit
den Kassen besprochen. «Sobald alle Fragen dazu geklärt sind, werden
wir natürlich das Konzept der Öffentlichkeit vorstellen.»

Die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im
Landtag, Ruth Waldmann (SPD), hatte unter anderem hinterfragt, wer
die Kosten übernehme, wie die Absprachen mit den Krankenkassen
aussähen und wie der Haushalt belastet werde. Außerdem wolle sie den
genauen Startpunkt wissen, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Unklar sei auch, wie oft man sich testen lassen können wird.

Teil des am Dienstag vom Kabinett beschlossenen Testkonzepts ist
darüber hinaus, dass konkrete Verdachtsfälle mit Symptomen Vorrang
bei den Testungen haben. Auch freiwillige Tests in Einrichtungen mit
gefährdeten Personengruppen etwa in Pflegeheimen, Einrichtungen für
Menschen mit Behinderungen und Krankenhäusern sollen ausgebaut
werden. Gleiches gelte zum Beispiel für Lehrer und Erzieher.

Aus Sicht der SPD-Gesundheitspolitikerin Waldmann ist aber noch
unklar, wie die Tests in die Einrichtungen kommen oder ob Personal
und Patienten an zentrale Stellen reisen müssen, ob es Schnelltests
sein werden, wo sie ausgewertet werden und welche Behörden zuständig
sind. Und sie warf die Frage auf, welches Konzept es für Tests in
Schulen und Kitas gebe. «Wer in der Staatsregierung kümmert sich
darum? Wann soll das kommen? Ist das freiwillig?», so Waldmann.

Der Ministeriumssprecher erklärte hierzu: «In den Pflegeheimen finden
bereits seit Anfang Mai anlassbezogene und präventive Begehungen und
Testungen statt.» Ab kommender Woche sollten weitere Reihentestungen
beginnen, unter anderem im Landkreis Aichach-Friedberg.

Derweil hat die Zahl der Corona-Tests in Bayern die Millionenmarke
überschritten. 1 008 475 Tests auf Sars-CoV-2 sind laut Ministerium
bislang durchgeführt worden. «Mittlerweile können wir mehr als 21 000

Tests pro Tag vornehmen», sagte Ressortchefin Melanie Huml (CSU). Das
Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie mehr als 50
private Laboren analysierten die Rachenabstrichtests (PCR-Tests).

Die große Testkapazität sei wichtig, um Infektionsketten zu
durchbrechen und die Verbreitung des Virus zu bremsen, so Ministerin
Huml. «Mit unserem Testkonzept, den allgemein geltenden Hygiene- und
Abstandsregeln sowie der neuen Corona-Warn-App des Bundes haben wir
starke Instrumente geschaffen, um die Verbreitung des Virus weiter
einzudämmen», sagte sie. «Daher rufe ich alle Bürgerinnen und Bür
ger
noch einmal auf, auch die neue Warn-App zu nutzen.» Je mehr Menschen
sie herunterladen, desto effektiver könnten alle geschützt werden.