Über eine Million Corona-Tests in Bayern - Fragen zu neuer Strategie

Die Staatsregierung hat beschlossen, dass sich künftig jeder
untersuchen lassen kann - auch wenn er keine Symptome hat. Die
Opposition hat dazu viele Fragen.

München (dpa/lby) - Die Zahl der Corona-Tests in Bayern hat die
Millionenmarke überschritten. 1 008 475 Tests auf Sars-CoV-2 seien
bislang durchgeführt worden, teilte das Gesundheitsministerium am
Samstag in München mit. «Mittlerweile können wir mehr als 21 000
Tests pro Tag vornehmen», erklärte Ministerin Melanie Huml (CSU). Die
Staatsregierung will zudem ein bayerisches Testkonzept einführen,
nach dem sich alle Menschen «so bald wie möglich» auf eine
Covid-19-Erkrankung testen lassen können - auch ohne Symptome oder
Hinweise auf eine Infektion.

Die oppositionelle SPD hat dazu Fragen. Unter anderem will die
stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Landtag,
Ruth Waldmann, hier den genauen Startpunkt wissen. Unklar sei auch,
wie oft man sich testen lassen können wird, sagte sie der Deutschen
Presse-Agentur. Eine wichtiges Thema sei auch der finanzielle
Aufwand: «Was kostet das und wer zahlt das?» Wenn die Staatsregierung
mit den Krankenkassen in Bayern eine Kostenübernahme ausgehandelt
habe, wolle sie wissen, wie diese aussieht. «Oder hat sie vor, das
selber zu spendieren? Dann möchten wir den Haushaltsansatz sehen, der
vom Landtag beschlossen werden müsste», so Waldmann. «Das müsste do
ch
ein Konzept beinhalten.»

Die Rachenabstrichtests (PCR-Tests) würden vom Landesamt für
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie von mehr als 50 privaten
Laboren analysiert, teilte das Ministerium weiter mit. Die große
Testkapazität sei wichtig, um Infektionsketten zu durchbrechen und
die Verbreitung des Virus zu bremsen, so Ministerin Huml.

Teil des am Dienstag vom Kabinett beschlossenen Testkonzepts ist
darüber hinaus, dass konkrete Verdachtsfälle mit Symptomen Vorrang
bei den Testungen haben. Auch freiwillige Tests in Einrichtungen mit
gefährdeten Personengruppen etwa in Pflegeheimen, Einrichtungen für
Menschen mit Behinderungen und Krankenhäusern sollen ausgebaut
werden. Gleiches gelte zum Beispiel für Lehrer und Erzieher.

Aus Sicht der SPD-Gesundheitspolitikerin Waldmann ist aber noch
unklar, wie die Tests in die Einrichtungen kommen oder ob Personal
und Patienten an zentrale Stellen reisen müssen, ob es Schnelltests
sein werden, wo sie ausgewertet werden und welche Behörden zuständig
sind. Und sie warf die Frage auf, welches Konzept es für Tests in
Schulen und Kitas gebe. «Wer in der Staatsregierung kümmert sich
darum? Wann soll das kommen? Ist das freiwillig?», so Waldmann.

«Mit unserem Testkonzept, den allgemein geltenden Hygiene- und
Abstandsregeln sowie der neuen Corona-Warn-App des Bundes haben wir
starke Instrumente geschaffen, um die Verbreitung des Virus weiter
einzudämmen», sagte Huml. «Daher rufe ich alle Bürgerinnen und Bü
rger
noch einmal auf, auch die neue Warn-App zu nutzen.» Je mehr Menschen
sie herunterladen, desto effektiver könnten alle geschützt werden.