Borissow besorgt über EU-Haushalt - Keine Corona-Einschränkung mehr

Sofia (dpa) - Nach dem EU-Videogipfel hat Bulgariens Regierungschef
Boiko Borissow sich besorgt darüber geäußert, dass es in der EU noch

keine Einigung über den Haushalt gibt. «Wir wissen noch nicht, ob wir
im Juli unseren Haushalt verabschieden werden», sagte Borissow am
Freitag vor der Presse in Sofia. «Stellt euch nur vor - ein Staat
bleibt ohne Haushalt. Das ist nun in der gesamten EU (der Fall)». Die
Volkswirtschaften könnten nicht wieder anlaufen. Es würden Milliarden
zugeteilt, insbesondere in den stärkeren Volkswirtschaften - diese
erwirtschafteten mehr, gäben aber mehr aus, wenn sie in Not gerieten,
meinte Borissow.

Der bulgarische Regierungschef beklagte, dass die Meinungen der Ärzte
in Europa zu den Corona-Einschränkungen weit auseinander gingen. Er
weigerte sich, trotz schneller als je zuvor steigender Fallzahlen in
Bulgarien bereits aufgehobene Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus
wieder einzuführen. «Dies würde für Panik sorgen und eine größe
res
Risiko für unser gesamtes Wirtschaftsleben darstellen», erläuterte
er.

«Das Coronavirus ist nun abgeschwächt», sagte Borissow. Ärzten
zufolge sei es daher besser, wenn im Sommer mehr Menschen die
Infektion durchmachten als im Herbst. Zum Schutz gegen das
Coronavirus müssten «die drei D: Disziplin, Desinfektion und Distanz»

eingehalten werden.

Trotz immer neuer Rekorde bei den Fallzahlen ist in Bulgarien seit
15. Juni das Tragen einer Schutzmaske in geschlossenen
gemeinschaftlichen Räumen nicht mehr Pflicht - außer im öffentlichen

Nahverkehr, in Apotheken und Kliniken. Vor allem ältere Menschen
beklagen, dass etwa in Läden praktisch keine Schutzmaßnahmen mehr
eingehalten würden. Lokale, Museen, Galerien, Bibliotheken sowie
Kinos und Theater sind wieder geöffnet.

Das ärmste EU-Land wurde bislang relativ gering vom Coronavirus
getroffen. Bei knapp sieben Millionen Einwohnern wurden bis zur Nacht
zum Freitag insgesamt 3674 Coronavirus-Fälle identifiziert - vor
einer Woche waren es 3086 gewesen. Soweit starben 190 Menschen.