Martin: Nach Ferien normaler Schulbetrieb unter Pandemie-Bedingungen

Sommerferien in Mecklenburg-Vorpommern. Doch an den Schulen wird weit
weniger Ruhe einkehren als in vorhergehenden Jahren. Sie müssen sich
auf die von der Corona-Pandemie diktierten Bedingungen einstellen. Ab
3. August soll vieles wieder normal laufen - so lautet das Ziel.

Schwerin (dpa/mv) - Mit festen Lerngruppen, detailliertem
Corona-Hygieneplan und flexiblem Unterrichtsbeginn will
Mecklenburg-Vorpommern Anfang August in das neue Schuljahr starten.
Der Mindestabstand von 1,50 Meter falle in den Schulklassen weg und
eine Mundschutzpflicht sei nicht geplant, sagte Bildungsministerin
Bettina Martin (SPD) am Freitag in Schwerin. Auf den zwischenzeitlich
erwogenen Schichtunterricht werde verzichtet, so dass auch der
Schülertransport wieder normal laufen könne. «Es wird einen
verlässlichen Regelunterricht geben», versicherte Martin.

Der Nordosten sei als erstes Bundesland in die Sommerferien gestartet
und nehme somit auch als erster wieder den Unterricht auf. Deshalb
müssten die kommenden Wochen intensiv genutzt werden, die Schulen auf
die weiterhin besonderen Bedingungen einzustellen. «Das Coronavirus
wird Anfang August nicht weg sein. Wir kehren somit nach den Ferien
in den normalen Schulbetriebe zurück, aber eben unter
Pandemiebedingungen», erklärte die Ministerin. Für alle Lehrer gelte

dann auch wieder prinzipiell die Dienstpflicht. Freistellungen vom
Präsenzunterricht seien auch bei Lehrern, die wegen Vorerkrankungen
oder Alter zur Risikogruppe zählten, nur nach ärztlicher Konsultation
möglich.

Es gelte, das Recht der Kinder und Jugendlichen auf Bildung und
Teilhabe wieder umfassend zu gewährleisten und gleichzeitig die
Gesundheit von Schülern und Lehrern zu schützen. Der Unterricht in
festen Gruppen, gegebenenfalls auch als Blockunterricht in den
Fachkursen, solle dazu beitragen das Ansteckungsrisiko zu mindern und
bei Infektionsfällen schnell und lokal reagieren zu können. Es gebe
auch fest zugeordnete Lehrkräfteteams. Schulstunden und Pausen würden
so geregelt, dass sich Schüler unterschiedlicher Klassen möglichst
wenig begegnen. «Es darf auf keinen Fall wieder zu einem landesweiten
Lockdown an den Schulen kommen», betonte Martin. Vom neuen Schuljahr
an gebe es auch Corona-Tests auf freiwilliger Basis.

Für Grundschüler würden täglich mindestens vier Unterrichtsstunden

gewährleistet, zudem die Betreuung im Hort abgesichert. Vor allem in
den höheren Klassenstufen werde es auch nach den Ferien noch
Unterricht über das Internet geben, aber in weit geringerem Maße als
in den zurückliegenden Wochen. «Unabhängig von Corona wird das
digitale Lernen einen immer größeren Raum einnehmen», zeigte sich
Martin sicher. Deshalb gelte es, die technische Ausstattung so zu
verbessern, dass alle Schulen die neu eingerichtete Lernplattform
nutzen können.

Laut Martin sind alle allgemeinbildenden und beruflichen Schulen über
die neuen Regelungen informiert, so dass sie den Schulstart
vorbereiten können.

Der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE),
Michael Blanck, forderte das Ministerium auf, sich auf alle denkbaren
Entwicklungen einzustellen: «Es muss neben einem Plan A auch einen
Plan B und unter Umständen auch einen Plan C geben. Wichtig wird
sein, dass, egal welche Situation wir haben, alle Beteiligten,
Eltern, Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, wissen, woran man ist
und was zu tun ist.»

Zudem ermahnte er die Schulträger, die Ferienzeit zu nutzen, um die
sanitären Anlagen auf Vordermann zu bringen und in allen Räumen
regelmäßiges Lüften zu ermöglichen. In engen Räumen sollten zwisc
hen
Lehrern und Schülern zudem Plexiglas-Scheiben angebracht werden.
Blanck begrüßte die Bereitstellung der Lernplattform «itslearning».

Doch müsse dafür gesorgt werden, dass auch alle Schüler über digita
le
Endgeräte verfügen.

Die Linke äußerte sich kritisch zu dem von Martin angekündigten
Ferien-Nachhilfe-Programm. Damit sollen etwa 2700 Schüler auf
Landeskosten privaten Nachhilfe-Unterricht erhalten können, um nach
dem coronabedingten Schulausfall Lernstoff zu festigen. So sei nicht
geklärt, wie die Kinder bei ruhendem Schülerverkehr in den Ferien zu
den Lernangeboten kommen können, bemängelte Linksfraktionschefin
Simone Oldenburg. Zudem kritisierte sie das Antragsverfahren als
bürokratischen Hürdenlauf. «Durch die widersinnigen Formalitäten
werden gerade die Kinder und Jugendlichen aus bildungsfernen Familien
ein solches Angebot zur Nachhilfe meiden», warnte Oldenburg.