Video zeigt volle Tönnies-Kantine - Sprecher: Aufnahme aus dem März

Rheda-Wiedenbrück (dpa) - Nach Hunderten von Corona-Fällen im
Schlachtereibetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück ist ein Video aus
der Kantine mit mutmaßlichen Verstößen gegen Corona-Präventionsrege
ln
aufgetaucht. «Das im Netz kursierende Video ist uns im Unternehmen
seit dem 28. März 2020 bekannt», sagte ein Tönnies-Sprecher am
Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Am Donnerstagabend hatte das
Unternehmen dem SWR zunächst bestätigt, dass das Video aus dem April
stamme.

Der Sprecher stellte am Freitagmorgen klar, dass es in der
Krisenkommunikation eine Panne gegeben habe. Eine Bestätigung, dass
das Video von April stamme, sei falsch gewesen. Das Video müsse im
März gedreht worden sei, da es seit dem Monatsende bei Tönnies
bekannt sei.

Laut Tönnies hatten sich die Arbeiter damals in der Kantine nur mit
Kollegen aufgehalten, mit denen sie auch in einer Abteilung zusammen
gearbeitet hatten. Dieses Verhalten, das sogenannte Clustern, sei mit
dem Arbeitsschutz abgestimmt gewesen.

Das Video zeigt die Mitarbeiter in einem Kantinenraum. Sie sitzen an
Tischen nebeneinander und essen. Das Unternehmen erklärte dazu in der
Stellungnahme, dass es in dieser Phase der Pandemie keine vermehrten
Positivfälle gegeben habe. Seitdem seien die Plätze «erheblich»
reduziert und eine Mundschutzpflicht in der Kantine eingeführt
worden. «Wir waren uns bewusst, dass bei all unseren Maßnahmen wir
einen Zielkonflikt zwischen der Pandemie-Prävention und der
Lebensmittelversorgung haben. Dazu gehört auch eine angemessene
Versorgung unserer Mitarbeiter in ihren Pausen», erklärte Tönnies
weiter.

Nach letztem Stand vom Donnerstagabend wurden 730 Neuinfektionen
registriert, wie ein Sprecher des Kreises Gütersloh der Deutschen
Presse-Agentur sagte. Im Tönnies-Stammwerk in Rheda-Wiedenbrück
müssen in den nächsten Tagen noch rund 5300 Mitarbeiter getestet
werden. Der Kreis Gütersloh hatte bei der Bundeswehr um Hilfe bei
einem Reihentest auf Corona-Infektionen angefragt. Bislang hatten das
Rote Kreuz und die Malteser bei den Tests geholfen. Diese
Organisationen stießen aber an ihre Grenzen. Die Bundeswehr soll ab
Freitag Soldaten mit medizinischen Vorkenntnissen und andere für die
Dokumentation schicken. Insgesamt sollen rund zwei Dutzend Soldaten
helfen.