Experte: Kein Versorgungsengpass durch Schlachtstopp bei Tönnies

Bonn (dpa) - Die vorübergehende Schließung des größten deutschen
Schlachtbetriebs von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück wird nach
Einschätzung von Marktbeobachtern nicht zu Versorgungsengpässen
führen. «Fleisch wird in Deutschland nicht knapp, auch nicht
Schweinefleisch», sagte Tim Koch von der Agrarmarkt
Informations-Gesellschaft in Bonn.

Ob der nach einem großen Corona-Ausbruch verfügte Stillstand der
Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück zu höheren Preisen für Verbrauch
er
führen werde, sei erst in einigen Wochen abzusehen, sagte Koch der
Deutschen Presse-Agentur. Der Handel habe in der Regel mit den
Schlachtunternehmen längerfristige Verträge zu Mengen und Preisen
abgeschlossen.

In Rheda-Wiedenbrück werden nach Angaben von Tönnies pro Tag 20 000
Schweine geschlachtet und zerlegt. Die Branche habe eine Reihe
von Stellschrauben, um die bei Tönnies ausfallenden
Schlachtkapazitäten zumindest teilweise auszugleichen, sagte Koch.
Tönnies wolle die Zahl der Schlachtungen an anderen Standorten
erhöhen, auch andere Unternehmen hätten diese Möglichkeit. Die Zahl
der in Deutschland geschlachteten Schweine falle schon seit einiger
Zeit, die Schlachtkapazität sei aber nicht entsprechend gesunken.
Auch könne der Import von Schlachtschweinen zeitweise reduziert
werden, um den Druck auf die deutsche Schweinemäster zu verringern.

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr
55,1 Millionen Schweine in Deutschland geschlachtet, 3,0 Prozent
weniger als 2018. Davon wurden rund 3,3 Millionen Schlachtschweine
aus dem Ausland importiert.