Corona-Ausbruch in Neukölln - Fallzahl in Wohnblöcken steigt auf 85

Die Suche nach Corona-Fällen in den Neuköllner Wohnblöcken zeigt
Erfolge: Immer mehr Fälle werden bekannt. Das Tempo bereitet dem
Bezirksbürgermeister jedoch erklärtermaßen Sorgen.

Berlin (dpa/bb) - Erwartungsgemäß ist die Zahl der Corona-Infektionen
in den unter Quarantäne gestellten Wohnblöcken in Berlin-Neukölln
weiter gestiegen. Dem Ausbruch werden nun 85 Fälle zugerechnet, wie
der Bezirk am Donnerstagnachmittag mitteilte. Das sind 15 Fälle mehr
als am Vortag bekannt waren; am Dienstag waren es noch 57.
Bezirksbürgermeister Martin Hikel zeigte sich in einem
«Spiegel»-Interview beunruhigt: Die Zahl der Neuinfektionen in
relativ kurzer Zeit besorge ihn sehr, sagte der SPD-Politiker. «Und
noch wissen wir nicht, wo das Ende der Fahnenstange ist.»

Der Bezirk rechnet mit weiter steigenden Zahlen, da Tests bei
Bewohnern der betroffenen Häuser laufen. Bisher seien in dem
Zusammenhang 440 Tests erfolgt. Insgesamt hat Neukölln 370 Haushalte
an sieben Standorten unter Quarantäne gestellt, um eine Ausbreitung
von Sars-CoV-2 zu verhindern. Pro Haushalt leben ein bis zehn
Bewohner - die genaue Zahl der Betroffenen ist nach Bezirksangaben
unbekannt. Unter den Infizierten sind demnach 36 Kinder und
Jugendliche.

Hikel zufolge trifft der Ausbruch die «Schwächsten der Gesellschaft».

Dem «Spiegel» sagte er, für die Betroffenen, die ohnehin täglich
darum kämpften, über die Runden zu kommen, sei die Situation eine
«Katastrophe». Trotz der neuen Lage seien im Bezirk rasch Strukturen
zur Unterstützung der Menschen entstanden. So verteilte etwa das
Technische Hilfswerk bisher 75 Kisten mit Lebensmitteln und
Hygieneartikeln für die Versorgung erster Haushalte.

Aufgefallen war der Ausbruch am 5. Juni nach Infektionen bei
Schulkindern, die zwar verschiedene Schulen besuchten, aber die
gleichen Adressen hatten. «So sind wir über Querverbindungen zu den
Standorten gekommen, die jetzt im Fokus stehen», sagte Hikel. Manche
Infizierte hätten auch andere Leute außerhalb ihrer Wohnungen
getroffen - «das macht die Sache besonders brisant».

Es wird vermutet, dass der Ausbruch in Zusammenhang mit einer
christlichen Gemeinde steht, deren Pfarrer an Covid-19 erkrankte.
Unter den Gemeindemitgliedern seien zahlreiche Infizierte, sie hätten
auch an einem Gottesdienst teilgenommen, erklärte der Bezirk. Mit dem
Fall zeige sich, «dass die Pandemie äußerst ernst zu nehmen ist», d
as
Virus sei immer noch hochansteckend, sagte Hikel.