Fast 500 Corona-Tote bei medizinischem Personal in Russland

Moskau (dpa) - Fast 500 Ärzte und anderes medizinisches Personal sind
in Russland nach Behördenangaben nach einer Infektion mit dem
Coronavirus gestorben. Leider habe das Gesundheitswesen bisher
489 Mitarbeiter durch die Pandemie verloren, sagte die Leiterin der
nationalen Gesundheitsaufsicht, Anna Samojlowa, der Staatsagentur
Tass zufolge am Donnerstag in Moskau. Die Zahl ist höher als die
unabhängiger Quellen, die lange Zeit mehr Todesfälle als die Behörden

öffentlich gemacht hatten. Noch Ende Mai hatte das
Gesundheitsministerium von lediglich 101 Toten gesprochen.

Immer wieder hatte medizinisches Personal miserable Schutzausrüstung
in Krankenhäusern beklagt. Viele Mediziner machten in Videoaufnahmen
Missstände öffentlich, die dazu führten, dass sich Personal in
Kliniken nicht oder nur unzureichend bei der Behandlung von
Corona-Patienten schützen konnte. Eine Initiative von Ärzten wandte
sich Anfang Juni in einem Brief an die Regierung, um auf die
lebensgefährlichen Zustände hinzuweisen.

Medien berichteten, dass das Ausmaß der Krise in den Krankenhäusern
unüberschaubar sei, weil viele aus Angst vor Nachteilen im Beruf
lieber schwiegen. Auch die Behandlung von Ärzten und Schwestern auf
improvisierten Krankenlagern löste in den sozialen Netzwerken
Entsetzen aus. Die Beamtin Samojlowa räumte bei einer Videoschalte
ein, dass Russlands Gesundheitswesen am Anfang nicht auf die Pandemie
vorbereitet gewesen sei. Inzwischen gebe es kaum noch Beschwerden.

Die täglichen Infektionszahlen lagen zuletzt in Russland bei über
7000. Seit Beginn der Epidemie infizierten sich nach offiziellen
Angaben rund 561 000 Menschen mit dem Virus. Die Zahl der Toten wurde
mit 7660 angegeben, die der Genesenen mit knapp 314 000. Russland
begann auch mit klinischen Tests eines Impfstoffs an 50 Freiwilligen.
Das Verteidigungsministerium teilte am Donnerstag mit, dass es dabei
bisher keine Komplikationen gegeben habe.