Corona-Massentests an Schlachthöfen: 110 Infizierte

Der Corona-Ausbruch in einer Fleischfabrik in NRW macht es deutlich:
Hier können Hotspots für zahlreiche Neuinfektionen liegen. In Bayern
gab es einen ähnlichen Fall, woraufhin die Behörden Massentests an
allen Schlachthöfen veranlassten. Nun sind die Ergebnisse da.

München (dpa/lby) - Bei Corona-Reihenuntersuchungen an allen großen
Schlachthöfen in Bayern sind 110 Menschen positiv auf das Coronavirus
getestet worden. «Aufgrund der Testergebnisse bestand keine fachliche
Notwendigkeit für einen erneuten «Lockdown» für die
Allgemeinbevölkerung in einer der betroffenen Regionen», erklärte
Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) in München auf dpa-Anfrage.
Insgesamt seien 6407 Personen auf eine Infektion hin untersucht
worden, die bei den 51 bayerischen Schlachthöfen arbeiten.

Nachdem bei einer Firma im niederbayerischen Bogen mehrere
Mitarbeiter mit Sars-CoV-2 infiziert waren, hatten die Behörden an
diesem Betrieb - aber auch den 50 weiteren Schlachthöfen im Freistaat
- Massentests angeordnet. Diese sind nun abgeschlossen. Für alle
Infizierten wurde den Angaben zufolge unmittelbar nach dem
Bekanntwerden ihres positiven Testergebnisses Quarantäne angeordnet.

Bei dem Betrieb in Bogen wurden laut Ministerium 100 von rund 1000
Mitarbeitern positiv getestet. Bundesweit hatte es bei mehreren
Firmen zahlreiche infizierte Mitarbeiter gegeben. Erst am Mittwoch
hatte der Kreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen alle Schulen und
Kitas bis zu den Sommerferien geschlossen, nachdem es in einer
Fleischfabrik 400 Neuinfizierte allein seit Anfang der Woche gab.

Nach der Häufung von Infektionen in Schlachtbetrieben standen die
Arbeitsbedingungen mit Subunternehmern und teils überfüllten
Sammelunterkünften für Osteuropäer in der Kritik. Das Bundeskabinett

beschloss Eckpunkte eines «Arbeitsschutzprogramms für die
Fleischwirtschaft» etwa mit einem geplanten Verbot von Werkverträgen
und Leiharbeit in der Fleischindustrie ab dem kommendem Jahr und
höheren Bußgelder bei Verstößen gegen Arbeitszeitvorschriften.

Huml betonte, die Ergebnisse zeigten, dass die Entscheidung für die
Reihentestungen zum Schutz der Bevölkerung ein richtiger Schritt
gewesen seien. «Damit gab es die Möglichkeit, die Kontaktpersonen der
Infizierten gezielt zu ermitteln und die Infektionsketten zu
durchbrechen.» Weiterhin seien aber überall in Bayern Wachsamkeit und
das genaue Befolgen der Corona-Regeln sehr wichtig.

Die Ministerin verwies zudem darauf, dass das Kabinett am Dienstag
ein Bayerisches Testkonzept beschlossen hatte. «Ein Eckpunkt ist:
Alle Personen, die auf eine Covid-19-Erkrankung getestet werden
wollen, sollen Gewissheit darüber erhalten, ob sie sich infiziert
haben.» Allen Bürgern Bayerns werde daher so bald wie möglich
angeboten, sich bei einem niedergelassenen Vertragsarzt auch ohne
Symptome testen zu lassen. Wichtig sei aber: «Symptomatische
Verdachtsfälle auf eine Covid-19-Erkrankung sollen wie bisher
prioritär getestet werden.»

Zudem sollten die freiwilligen Untersuchungen in Einrichtungen mit
sogenannten vulnerablen Personengruppen in Pflege- und Altenheimen,
in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und in der ambulanten
Eingliederungshilfe und Krankenhäusern ausgebaut werden. Gleiches
gelte etwa für Testungen von Lehrkräften und Erziehern.