Grüne und FDP wollen schnellen Regelbetrieb an Grundschulen

Erst nach den Sommerferien soll es wieder normalen Schulunterricht in
Bayern geben - so die Planung der Staatsregierung. Das geht Grünen
und FDP angesichts neuer Corona-Studien nicht schnell genug.

München (dpa/lby) - Die Landtags-Grünen fordern die Rückkehr zum
normalen Unterricht an den Grundschulen bereits ab 1. Juli - und zwar
unter Aufhebung der 1,5-Meter-Abstandsregel in den Klassenzimmern.
Und die FDP verlangt darüber hinaus sogar, dass auch alle Kinder
wieder durchgängig in ihre Kitas und «schulvorbereitenden
Einrichtungen» dürfen sowie die 5. und 6. Klassen besuchen dürfen.
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bremst allerdings.

«Es wäre absurd, Familienfeiern in geschlossenen Räumen bis 50
Personen zuzulassen, das Hochfest der Schulfamilie - den gemeinsamen
Präsenzunterricht - aber nicht», sagte Grünen-Fraktionschef Ludwig
Hartmann am Mittwoch nach einer Fraktionssitzung im Landtag. Die
Rückkehr zu einem Regelbetrieb an den Grundschulen sei unabdingbar.
Derzeit findet der Schulunterricht überall nur in kleineren Gruppen
statt, und zwar je nach Schule im tage- oder wochenweisen Wechsel.

Die Grünen begründen ihre Forderung damit, dass wissenschaftliche
Studien zunehmend zum Ergebnis kämen, «dass kleine Kinder scheinbar
weniger gefährdet durch das Coronavirus sind und den Erreger auch
nicht mehr, sondern eher weniger verbreiten». Konkret schlägt die
schulpolitische Sprecherin Anna Toman vor: «Das Infektionsrisiko
lässt sich eingrenzen und eine mögliche Infektion leicht
nachverfolgen, wenn Klassenverbände in den Schulen sowohl im
Unterricht als auch in den Pausen unter sich bleiben.»
Co-Fraktionschefin Katharina Schulze nannte die Forderung ihrer
Fraktion einen wichtigen Schritt, unter anderem, «um die fortdauernde
Benachteiligung der Familien in der Coronakrise endlich zu beenden.

Julika Sandt und Matthias Fischbach (beide FDP) argumentierten
ebenfalls, es werde inzwischen klar, dass junge Kinder das Virus
nicht im großen Stil symptomfrei weitergetragen hätten und
offensichtlich weniger anfällig für eine Erkrankung seien. «Die
Abwägung zwischen Infektionsschutz und dem Kindeswohl muss also nach
diesen medizinischen Erkenntnissen neu getroffen werden.» Es reiche
nicht, dass Kinder jede zweite Woche in die Einrichtungen dürften.

Kultusminister Piazolo betonte dagegen: «Der Gesundheitsschutz an den
bayerischen Schulen hat für uns oberste Priorität. Wir haben uns
bewusst gemeinsam mit der Schulfamilie für eine schrittweise
Wiederaufnahme des Unterrichts entschieden.» Seit Montag seien wieder
alle Schüler in Bayern im Präsenzunterricht, vorerst noch im
wöchentlichen oder täglichen Wechsel. «Wir beobachten gemeinsam mit
den für den Infektionsschutz zuständigen Stellen das
Infektionsgeschehen genau und beziehen wissenschaftliche Erkenntnisse
in unsere Planungen ein. Unser Ziel ist, dass zum neuen Schuljahr
Unterricht wieder im normalen Regelbetrieb stattfindet.»