Patienten meiden Praxen, Flughafen rüstet sich für Ferien

Die Corona-Infektionszahlen sind in Hessen nur leicht gestiegen, die
Sorge vor einer Ansteckung ist weiterhin da. Derweil bereitet sich
Deutschlands größter Airport trotz der Pandemie auf Reiselustige vor.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Das Coronavirus bestimmt weiterhin in vielen
Bereichen das Leben der Menschen in Hessen - was auch in den
Arztpraxen zu spüren ist. Aus Angst vor einer Ansteckung mit dem
Erreger Sars-CoV-2 meiden derzeit viele Patienten den Besuch dort
oder schieben sogar nötige Eingriffe im Krankenhaus auf. In den
ersten drei Monaten des Jahres verzeichneten die niedergelassenen
Ärzte Rückgänge bei den Fallzahlen bis zu 30 Prozent, teilte die
Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KV) am Mittwoch in Frankfurt mit.
Das zweite Quartal zeige einen ähnlichen Trend. Das gelte auch für
die Kliniken, erklärte die Hessische Krankenhausgesellschaft.

KV-Vorstandschef Frank Dastych sagte, selbst Menschen mit Schmerzen
oder ernsthaften Erkrankungen wie Herzinfarkten und Schlaganfällen
hielten sich derzeit fern. Doch die Arztpraxen seien sicher. Es gebe
genügend Schutzausrüstung, Abstandsregeln sowie Hygienestandards
gälten und die Wartezeiten würden kurz gehalten. Die wenigen
Covid-19-Patienten, die es derzeit gebe, würden in eigenen
Sprechstunden oder speziellen Schwerpunkt-Praxen behandelt.

Mittlerweile haben sich in Hessen seit dem Beginn der Pandemie
nachgewiesen 10 386 Menschen mit dem Virus infiziert. Das waren 15
Fälle mehr als am Vortag, wie das Sozialministerium in Wiesbaden
mitteilte (Stand 14.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle stieg um eins
auf 496. Die weitere Corona-Nachrichten des Tages im Überblick:

FLIEGEN IN DER PANDEMIE

Wenige Wochen vor den Sommerferien sehen sich der Frankfurter
Flughafenbetreiber Fraport, Lufthansa und Bundespolizei für
ansteigenden Reisebetrieb auch in Corona-Zeiten gerüstet. Gesundheit
vom Flughafen bis zur Ankunft habe dabei höchste Priorität, betonte
Fraport-Chef Stefan Schulte. Schon beim Betreten der
Flughafenterminals wird daher mit Plakaten, Durchsagen und
Bodenmarkierungen auf Maskenpflicht und Abstandsregelungen
hingewiesen. Desinfektionsspender stehen in mehreren Bereichen des
Flughafens bereit. Elektronisches Einchecken und kontaktlose
Gepäckaufgabe, die es schon zuvor gab, sind nun wichtiger denn je.

«Wir sehen, dass die Menschen wieder fliegen wollen», sagte Klaus
Froese, CEO des Lufthansa Hub Frankfurt, zur Entwicklung der
Buchungsanfragen. In den hessischen Sommerferien werde die Lufthansa
gut 100 Ziele alleine ab Frankfurt wieder anfliegen. Dabei werde das
Hygienekonzept an Bord immer wieder den aktuellen Empfehlungen
angepasst.

GELD FÜR TRENNSCHEIBEN

Mit rund drei Millionen Euro fördert das Land Hessen den Einbau von
Trennscheiben in Linienbussen. «Mit diesem Förderprogramm können wir

ein Stück Normalität in den Busbetrieb zurückbringen», sagte
Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) in Wiesbaden. Seit Beginn der
Epidemie in Deutschland vor drei Monaten durften Fahrgäste nicht mehr
die vordere Tür benutzen. Fahrkarten konnten nicht mehr beim Fahrer
gekauft werden. «Das alles ist dank der Trennscheiben nun wieder
möglich», sagte der Minister. Gefördert werden Trennscheiben in
Bussen des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV), des Nordhessischen
Verkehrsverbunds (NVV) sowie des Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN).

GRÜNES LICHT FÜR IMPFSTOFFSTUDIE

Das Tübinger Unternehmen CureVac darf mit der klinischen Prüfung
seines Impfstoffkandidaten gegen Corona beginnen. Das zuständige
Paul-Ehrlich-Institut (PEI) im hessischen Langen erteilte dem
Unternehmen die Zulassung, den Wirkstoff an gesunden Freiwilligen zu
testen, wie das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische
Arzneimittel mitteilte. Ende April hatte bereits das Mainzer
Unternehmen Biontech die Genehmigung erhalten, seinen Wirkstoff an
gesunden Freiwilligen zu testen.