Sportsponsoring in der Corona-Krise: Verbände vertrauen Wirtschaft Von Gerald Fritsche, dpa

Corona verändert die Welt, auch die im Sportsponsoring. Das Geld
sitzt nicht mehr so locker wie noch vor der Pandemie. Deutsche
Sportverbände vertrauen auf bestehende Partnerschaften, müssen aber
neu aktiv werden. Und das ist schwierig.

Leipzig (dpa) - Keine Wettbewerbe, keine Zuschauer in Stadien oder
Hallen, keine Fernsehübertragungen mit Millionenpublikum - den
meisten deutschen Sportverbänden jenseits des Fußballs fehlen wegen
der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen die Aktivitäten. Und damit
auch Geld. Denn nicht nur die Zuschauereinnahmen sind weggebrochen,
auch Sponsorengelder fehlen, weil die Wirtschaft die Corona-Krise
ebenfalls deutlich zu spüren bekommt. Dabei sind die größeren
Verbände durchaus besser gestellt als kleinere, wie ein Umfrage der
Deutschen Presse-Agentur ergab.

«Wir haben zu jedem Partner ein vertrauensvolles Verhältnis und
pflegen in der aktuell für alle nicht einfachen Situation sehr engen
Kontakt. Unsere Sponsoren kommen ihren Verpflichtungen nach, obwohl
diese zum Teil erheblich unter dem Einbruch des Tagesgeschäfts
leiden. Wir wissen sehr zu schätzen, ausschließlich zuverlässige
Partner an unserer Seite zu haben - das muss an dieser Stelle einfach
gesagt werden», sagt Thomas Kurschilgen, Direktor Leistungssport im
Deutschen Schwimmverband (DSV), und spricht damit für viele seiner
Kolleginnen und Kollegen. «Es gibt kaum oder keinerlei Reduktionen.
Alle Gespräche verlaufen in einer sehr kooperativen Atmosphäre»,
bestätigt Ruben Stark vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB).

Dass die meisten Sponsoren zu ihrem Wort und damit zu ihrer Leistung
stehen können, ist möglicherweise aber nur eine Momentaufnahme. «Wir

sind uns bewusst, dass der Sturm nicht ohne Schäden an uns
vorbeiziehen wird», sagt deshalb auch Stefan Schwarzbach,
Marketing-Chef im Deutschen Skiverband (DSV). Die Wintersportler
kamen vergleichsweise ungeschoren durch die Krise, die meisten
Wettbewerbe waren bereits beendet. «Die entscheidende Frage wird
sein, in welcher Form wir im kommenden Winter unsere
Weltcup-Veranstaltungen durchführen können. Denn diese Events sind
der wirtschaftliche und sportliche Lebensnerv für unseren
gesamten Verband», betont Schwarzbach. Und nicht nur für die
Wintersportler.

Ein trauriges Lied diesbezüglich singt deshalb der stolze,
erfolgsverwöhnte Deutsche Kanu-Verband (DKV). «Der DKV erwartet in
diesem Jahr einen Rückgang der Sponsoreinnahmen um mehr als 50
Prozent. Einige kleinere Sponsoren, insbesondere Firmen aus dem Kanu-
Segment, müssen ihre Zahlungen in diesem Jahr komplett einstellen»,
berichtet Präsident Thomas Konietzko.

Die Suche nach neuen Sponsoren gestalte sich im Moment mehr als
schwierig. «Alle Gespräche, sowohl mit unseren bisherigen Partnern
über eine Vertragsverlängerung nach Olympia als auch mit neuen
Partnern, wurden von Seiten der Sponsoren ausgesetzt. Die meisten
unserer Sponsoren und potenziellen Partner können im Moment die
weitere wirtschaftliche Entwicklung ihrer Unternehmen nicht
einschätzten und haben um eine Neuaufnahme von Verhandlungen nicht
vor Anfang Herbst gebeten», sagt Konietzko.

So ähnlich ergeht es auch dem Deutschen Handballbund (DHB). «Wir sind
auf dem Markt aktiv. Aber es ist momentan natürlich sehr schwierig,
neue Partner anzusprechen. Es ist extrem wichtig, dass sich die
Wirtschaft wieder entwickelt. Wenn es der Wirtschaft nicht gut geht,
ist Sponsoring häufig ein Bereich, der bei den Unternehmen nicht
zwingend im Vordergrund steht», sagt DHB-Vorstandschef Mark Schober
und zeigt Verständnis für die Reaktionen der Partner.

Die Frage, wer in dieser Zeit überhaupt zusätzliche Mittel für das
Sportsponsoring übrig haben könnte, beantwortete das Fachmagazin
«Sponsors». Einer Analyse zufolge gehen Unternehmen der
Telekommunikationsbranche, der Pharmazie, aus IT/Elektronik sowie
Transport gestärkt aus der Corona-Pandemie hervor. Schlecht geht es
demnach der Sportartikel-Industrie, der Luftfahrt, der
Automobilindustrie, dem Tourismus oder dem Glücksspiel - fast alles
Branchen, deren Unternehmen markant im Sport werben.

Und so sind bei den Verantwortlichen in den Verbänden Ideen gefragt.
Und diese beziehen sich nicht unbedingt nur auf das Sparen. «Wenn
alle anfangen, nur noch zu sparen, ist das ein Teufelskreis. Wir
werden weiter investieren, zum Beispiel in die Digitalisierung. Aber
sicher sind wir etwas vorsichtiger und achten bei Investitionen
darauf, dass wir uns nicht für Jahre finanzielle Fesseln anlegen»,
sagt DHB-Vorstandschef Schober.

«Wir sind gemeinsam bemüht, Wege zu finden und arbeiten an kreativen
Lösungen, mit denen wir auf die sich stetig verändernden Situationen
angemessen reagieren können. Von einer bedachten und schnellen
Rückkehr zur Normalität im Sport profitieren auch unsere Partner»,
betont Kurschilgen vom Schwimm-Verband. Vom Eishockey-Bund heißt
es: «Es gibt nach wie vor interessierte Unternehmen. Letztlich ist es
eine Frage der Konzeption.»