Corona-Übertragung: Wie gefährlich sind öffentliche Toiletten?

Yangzhou/Seattle (dpa) - Öffentliche Toiletten könnten zu den
Risikoorten für eine Corona-Ansteckung zählen. Das legt zumindest
eine Studie chinesischer Wissenschaftler nahe, deren Ergebnisse im
Fachblatt «Physics of Fluids» veröffentlicht wurde. Die Forscher
untersuchten, wie sich kleine Schwebeteilchen beim Spülen einer
Toilette in der Luft verteilen. Es sei möglich, dass Virus-belastete
Aerosol-Wolken von anderen Menschen eingeatmet werden, schließen sie.
Studien zuvor hatten bereits gezeigt, dass der Stuhl von Infizierten
Coronavirus-Material enthalten kann - lebende Viren wurden allerdings
nur sehr selten gefunden.

Die Physiker der Universität von Yangzhou nutzten detaillierte
Computermodelle, um die Wasser- und Luftströmungen nachzuzeichnen,
die beim Spülen mit verschiedenen Toilettentypen entstehen. Demnach
werden in der Toilette Wirbel erzeugt, die sich in Form von
Aerosol-Wolken über der Schüssel fortsetzen - bis auf eine Höhe von
knapp einem Meter, wo sie eingeatmet werden oder sich auf Oberflächen
absetzen könnten. Die Lösung sei einfach: Klodeckel vor dem Spülen
schließen.

Forscher des US-amerikanischen Swedish Medical Centers indes haben in
einer Metaanalyse 29 Studien zu gastrointestinalen Folgen einer
Covid-19-Erkrankung mit 4805 Patienten ausgewertet. Wie sie im
Fachblatt «JAMA Network Open» berichten, gehörten bei mehr als zehn
Prozent aller Infizierten Durchfall, Übelkeit oder Erbrechen zu den
Symptomen.

Unabhängig davon zeigte sich bei 40 Prozent der Erkrankten das Virus
im Stuhl. Allerdings berichtete nur eine Studie von lebensfähigen
Viren im Stuhl und das auch nur in zwei von 153 Proben. Über totes
Virenmaterial ist keine Ansteckung möglich. Mit Blick auf das
Ansteckungsrisiko stellt die Toilettenproblematik nach derzeitigem
Kenntnisstand damit wohl eher einen Nebenschauplatz dar.