Grüne: Alle Corona-Hilfen auf Geschlechter-Gerechtigkeit prüfen

Berlin (dpa) - Die Grünen im Bundestag fordern, alle Hilfsmaßnahmen
in der Corona-Krise darauf zu überprüfen, ob Männer und Frauen
gleichermaßen profitieren. Dazu solle eine Stabsstelle im Kanzleramt
errichtet werden, an die eine Arbeitsgruppe mehrerer Ministerien
angegliedert ist, heißt es in einem Antrag, den die Fraktion
beschlossen hat und nun ins parlamentarische Verfahren einbringt.
Staatliche Hilfen für Unternehmen wollen die Grünen an die Förderung

von mehr Geschlechtergerechtigkeit koppeln, zum Beispiel an Quoten.
Ein unabhängiger «Gleichstellungs-Krisen-Rat» soll halbjährlich
beraten.

«Wir müssen die Leerstelle, die das Konjunkturpaket beim Thema Frauen
hat, beseitigen», sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt

der Deutschen Presse-Agentur. Die Auswirkungen der Krise auf den
Arbeitsmarkt, Schule und Familie hätten Frauen erheblich schwerer
getroffen als Männer. «Sie haben den Großteil der Arbeit beim
Homeschooling aufgefangen, sie haben die systemrelevanten Jobs in der
Pflege und im Handel gemacht, wo die gesundheitlichen Belastungen
besonders hoch waren.» Vor allem für Frauen habe sich die berufliche
Perspektive verdüstert. Im Konjunkturpaket kämen Frauen aber «genau
null Mal» vor.

Die frauenpolitische Sprecherin der Fraktion, Ulle Schauws, griff
Frauenministerin Franziska Giffey (SPD) an: Sie habe «in der Krise
viel geredet, aber nichts geliefert». Für die konkrete Unterstützung

von Frauen habe Giffey keine einzige gesetzliche Maßnahme vorgelegt.
Dabei zeige sich seit Monaten sehr klar, dass die Erfolge bei der
Gleichstellung brüchig seien und es noch immer die stillschweigende
Erwartung gebe, dass Frauen in der Krise einspringen.

Der Antrag «Geschlechtergerecht aus der Corona-Krise» enthält zudem
viele arbeitspolitische Forderungen der Grünen, etwa eine Anhebung
des Mindestlohns auf 12 Euro und eine Abschaffung des
Ehegattensplittings für neu geschlossene Ehen.