Wiedersehen hinter Plexiglas - Blums feiern 63. Hochzeitstag im Heim Von Andreas Hummel, dpa

Mit einer verzweifelten Liebeserklärung hat der Geraer Rentner Alfons
Blum im Mai Fernsehzuschauer bundesweit bewegt - auch weil er dabei
auf einer Anti-Corona-Demonstration niedergebrüllt wurde. Am Montag
konnte er nun mit seiner Frau im Pflegeheim Hochzeitstag feiern.

Gera (dpa/th) - Einen Strauß mit Rosen und Gerbera hat Alfons Blum
für seine Frau mitgebracht, dazu einen Becher Quark und Fruchtsaft.
Lange hat der 84-Jährige aus Gera diesen Tag herbeigesehnt - vor
genau 63 Jahren gaben er und seine Frau Gisela sich das Ja-Wort. Doch
in die Arme schließen kann er sie auch an diesem Montag nicht. Denn
Besuche in dem Pflegeheim sind nur mit Abstand und getrennt durch
Plexiglas möglich. Blum ist den Tränen nahe: «Ich liebe meine Frau
so
sehr. Ich weiß jetzt, was ich an ihr habe, was ich an ihr hatte und
was ich verliere.»

Mit einer Liebeserklärung vor laufender Kamera hatte Blum im Mai das
Fernsehpublikum gerührt. Von der «seelischen Folter», dass er seine
kranke Frau wegen der Corona-Pandemie seit Wochen nicht im Pflegeheim
besuchen kann, hatte er am Rande einer Anti-Corona-Demo in Gera einem
ARD-Fernsehteam berichtet und war dabei von einem Demonstranten brüsk
niedergebrüllt worden. Der Ausschnitt ist nur etwa eine Minute lang,
hat aber in sozialen Medien im Internet hohe Wellen geschlagen. Und
Blum viele Sympathien eingebracht.

Inzwischen ist das Besuchsverbot in Thüringen etwas gelockert, seine
Frau täglich im Heim in Gera besuchen wie vor der Pandemie, kann Blum
trotzdem nicht. Die Verordnung erlaubt «einen zu registrierenden
Besuch pro Patient oder Bewohner pro Tag für bis zu zwei Stunden». In
der Praxis sei das nicht zu halten, erklärt der Geschäftsführer der
Geraer Heimbetriebsgesellschaft, Andreas Götz. Um allen 90 Bewohnern
des Pflegeheimes «Otto Dix» Besuche unter den geltenden
Hygienevorschriften zu ermöglichen, würden seit Anfang des Monats
Termine zu 30 Minuten zeitlich gestaffelt vergeben. Dadurch könnten
Angehörige ihre Verwandten im Heim nun etwa einmal pro Woche treffen
- in einem separaten Besuchszimmer und abgetrennt durch eine Scheibe.

Die stark beschränkten Besuchsmöglichkeiten nähmen die Senioren sehr

mit, weiß Götz. «Die Pflegekräfte können die Verwandten nicht
ersetzen.»

Auch Blum hat weiter mit der Trennung zu kämpfen. Dieser Montag ist
trotzdem ein besonderer Tag für ihn - trotz der Beschränkungen.
Lebhaft schildert er, wie er seine Frau einst beim Tanz kennengelernt
hat, wie sie ihm auf der Galerie des Tanzsaales aufgefallen war. «Wir
haben Rock 'n' Roll getanzt und was alles», erzählt er mit einem
Funkeln in den Augen. Über all die Jahre seien sie unzertrennlich
gewesen, stets Hand in Hand eingeschlafen.

«Mein Schatz fehlt mir so, die Trennung ist nicht auszuhalten»,
bekennt der Senior und hofft, dass sie heute «gut drauf ist». Beim
letzten Besuch habe sie lebhaft erzählt, er aber durch die Scheibe
und die Entfernung nichts verstehen können. Blum: «Wenn ich sie das
erste Mal wieder umarmen darf, lass ich sie nicht mehr los.»

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