Neue Lockerungen in Corona-Krise - Studie: Wenig unerkannte Kranke
Die Fünf-Quadratmeter Regel in der Gastronomie fällt weg. Abstand
halten gilt an den Theken und Essenstischen dennoch. Einige Lokale
denken sich hierfür Besonderheiten aus. Der Teddy als Tischnachbar
statt Flatterband oder Scheibe.
Wiesbaden (dpa/lhe) - In der Corona-Krise können die Menschen in
Hessen in den kommenden Tagen mit weiteren Lockerungen rechnen. Eine
am Dienstag vorgestellte nicht repräsentative Studie zeigt, dass es
offensichtlich bei unerkannten Covid-19-Infektionen eine geringe
Dunkelziffer gibt. Die Zahl der Infektionen steigt aber noch immer.
WEITERE LOCKERUNGEN
In Kneipen, Restaurants oder im Café fällt ab Donnerstag die Regel,
dass pro fünf Quadratmeter Fläche nur ein Gast erlaubt ist. Dies
teilte die Staatskanzlei mit. Gastronomiebetriebe müssen aber für
einen Mindestabstand von 1,5 Metern sorgen. So könnten weiterhin
nicht alle Sitzplätze in einer Gaststätte belegt werden. In einer
neuen Corona-Verordnung hielt das Land außerdem weitere Lockerungen
fest. So dürfen etwa Vereine ab dem 1. Juni Schwimmbäder wieder für
Training und Schwimmkurse nutzen. Auch wurde geregelt, dass Kitas zum
2. Juni wieder in einen eingeschränkten Normalbetrieb übergehen
können. Alle Verordnungen des Landes zur Corona-Krise wurden
ansonsten bis zum 5. Juli verlängert. Maskenpflicht in bestimmten
öffentlichen Bereichen oder die Kontaktbeschränkungen gelten weiter.
GERINGE CORONA-DUNKELZIFFER
Unerkannte Infektionen mit dem Coronavirus sind im Rhein-Main-Gebiet
offenbar vergleichsweise gering. Das legt eine neue, unrepräsentative
hessische Studie nahe, die am Dienstag in Wiesbaden vorgestellt
wurde. Demnach wurden von 1000 Studienteilnehmern sechs positiv
getestet, vier davon wussten nichts von ihrer Infektion. «Unsere
Ergebnisse sprechen für eine geringere Infektionsrate in der
Bevölkerung im Rhein-Main-Gebiet», erklärte Sandra Ciesek, Direktorin
der Medizinischen Virologie des Universitätsklinikums in Frankfurt.
Die Studie wurde zusammen mit dem Institut für Virologie der
Philipps-Universität Marburg erstellt. Untersucht worden waren Mitte
April 1000 freiwillige Mitarbeiter von Infraserv, dem
Standortbetreiber des Industriepark Höchst in Frankfurt. Die
Virologen nahmen Nasen-Rachen-Abstrich und eine Blutprobe, um auch
überstandene Infektionen zu erkennen.
MEHR FREIHEIT FÜR NACHTSCHWÄRMER
Nach mehr als zwei Monaten Unterbrechung nimmt die
Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) den Nachtverkehr von U- und
Straßenbahnen wieder auf. Von der Nacht von diesem Freitag (29. Mai)
auf Samstag an sollen die Bahnen wieder Nachtschwärmer zu ihren
Zielen bringen. Auch die Busse in Frankfurt nehmen ihren üblichen
Nachtverkehr dann wieder auf, wie ein Sprecher der
Nahverkehrsgesellschaft traffiq sagte.
GUTSCHEINE
Die heimische Wirtschaft und das soziale Leben in der Corona-Krise
will die Stadt Marburg mit einem millionenschweren Sofortprogramm
stützen. Falls die Stadtverordneten an diesem Freitag (29. Mai)
grünes Licht geben, werden dafür insgesamt 3,7 Millionen Euro
bereitgestellt. Kern des insgesamt 14 Punkte umfassenden Programms
ist ein Stadt-Geld-Gutschein, den die Bürger bei Geschäften,
Dienstleistern und Gastronomen sowie in Kultureinrichtungen einlösen
können. Alleine darauf entfallen 1,9 Millionen Euro. Der Magistrat
hatte das Programm am Montagabend bereits angenommen.
USA-HANDEL STABIL
Die Handelsbeziehungen zwischen Hessen und den USA sind im März nicht
von der Corona-Krise beeinträchtigt worden. Die Exporte in die USA
stiegen nach Angaben des Statistischen Landesamtes um 12,8 Prozent im
Jahresvergleich auf 628 Millionen Euro. Die Einfuhren legten um 14,6
Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zu. Die USA waren im vergangenen Jahr
der wichtigste Handelspartner für Hessen. Für die verschiedenen
Erzeugnisse zeigte sich nach Angaben der Wiesbadener Behörde aber ein
heterogenes Bild. Die hessischen Exporte in die USA von Fahrzeugen,
Fahrzeugteilen und -zubehör seien im Vergleich zu März 2019 um 15,1
Prozent gestiegen. Mit einem Zuwachs von 7,1 Prozent habe sich auch
die Ausfuhr von chemischen und pharmazeutischen Gütern positiv
entwickelt. Der Warenwert exportierter Maschinen sei dagegen um 29,4
Prozent und bei den Eisen- sowie Metallwaren um 10,0 Prozent
gesunken.
INFEKTIONEN STEIGEN
Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infizierten ist in Hessen um 34
gestiegen. Wie das Sozialministerium in Wiesbaden mitteilte, gab es
am Dienstag Stand 14.00 Uhr 9804 Fälle. Die Zahl der Todesfälle, die
im Zusammenhang mit Covid-19 stehen, stieg um 2 auf 462. In der
Statistik des Ministeriums werden nur Fälle erfasst, die von den
Kommunen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in eine Datenbank
eingegeben wurden. Die Angaben können nachträglich nach unten oder
nach oben korrigiert werden, etwa wenn Fälle nachgemeldet werden.
WEITERE KONTROLLEN NACH GOTTESDIENST
Nach dem Covid-19-Ausbruch im Umfeld einer freien baptistischen
Gemeinde in Frankfurt verfolgen Gesundheitsbehörden weiter mögliche
Infektionsketten. Aktuell würden noch 150 Personen überprüft, die mit
einem Corona-Infizierten Kontakt hatten, erklärte René Gottschalk,
Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Frankfurt. Es gebe aktuell 112
bestätigte Fälle. Bei dem Gottesdienst selbst waren vor zwei Wochen
laut Gottschalk 180 Personen anwesend. Viele Infektionen seien aber
erst nach dem Gottesdienst geschehen. Die ersten Kontaktpersonen und
Infizierten würden mittlerweile wieder aus der Quarantäne entlassen.
Laut Sozialminister Kai Klose (Grüne) werden momentan der Ablauf des
Gottesdienstes und die Infektionsketten rekonstruiert.
TEDDY AM TISCH
Ein Teddy als Tischnachbar: Um den angeordneten Mindestabstand
zwischen seinen Gästen zu gewährleisten, hat ein Restaurant die
Spielzeugbären an seine Tische gesetzt. Dies sei viel freundlicher
als Absperrbänder oder Plexiglasscheiben zu verwenden,
begründet Geschäftsführer Musa Gezer die ungewöhnliche Idee.
Insgesamt sitzen 16 Plüschtiere im Gastraum des «Beef'n Beer» in
Hofheim (Main-Taunus-Kreis) und sorgen bei den Besuchern für ein
Lächeln. «Das kommt bei den Gästen sehr, sehr gut an. Es zaubert ei
n
Smile», sagte Gezer. Fotos von der bärigen Aktion haben innerhalb
kurzer Zeit Karriere in sozialen Netzwerken und Online-Portalen
gemacht.
KEIN STOPP BEI TERMINALBAU
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hält trotz der aktuell
geringen Nachfrage in der Corona-Krise am Bau seines dritten
Passagier-Terminals fest. Bei der Hauptversammlung des MDax-Konzerns
zeigte sich Vorstandschef Stefan Schulte überzeugt, dass weiter ein
langfristiges Wachstum im Luftverkehr zu erwarten sei. Ein neues
Terminal baue man für die kommenden Jahrzehnte. Schulte bezeichnete
es als aus technischer und wirtschaftlicher Sicht grob fahrlässig,
ein derartiges Großprojekt vorübergehend «auf Eis» zu legen und
später wieder hochzufahren. Dies würde enorme zusätzliche Kosten
verursachen und massive technische und bauliche Risiken nach sich
ziehen.
KRITIK AN LUFTHANSA-HILFSPAKET
Nach der Zusage von Staatshilfen für die Lufthansa sieht der
Billigflieger Ryanair eine Wettbewerbsverzerrung auf dem
Luftverkehrsmarkt. Die Hilfen der Bundesregierung in Höhe von neun
Milliarden Euro würden den monopolähnlichen Zugriff der Lufthansa auf
den deutschen Luftverkehrsmarkt weiter stärken, kritisierte die
irische Fluggesellschaft. Der SPD-Fraktionschef im Bundestag, Rolf
Mützenich, forderte die Unternehmensführung auf, besser mit ihren
Mitarbeitern umzugehen. «Ich erwarte von der Unternehmensführung,
dass sich ihr Stil gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
ändert.» CSU-Chef Markus Söder kritisiert indes mögliche EU-Aufla
gen
für Lufthansa als «Gängelung». Der Bund will die Deutsche Lufthansa
AG in der Corona-Krise mit einem komplexen, milliardenschweren
Stabilisierungspaket stützen. Das Gebilde steht noch unter dem
Vorbehalt, dass die EU sowie Aufsichtsrat und Hauptversammlung der
Lufthansa zustimmen.
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