Sächsische Firma produziert OP-Masken - Verband mit Forderungen Von Martin Kloth, dpa
Masken sind wegen der Coronavirus-Pandemie vor aller Munde. Zwei
Automobilzulieferer in Sachsen haben sich darauf eingestellt: Einer
produziert OP-Schutzmasken, der andere setzt auf Nachhaltigkeit. Der
Unternehmerverband fordert langfristige Zusagen von der Politik.
Heinsdorfergrund (dpa/sn) - Kittel an, Schuhe wechseln, Maske und
Haarnetz auf und die Hände desinfizieren: Ohne Hygienemaßnahmen kommt
niemand in den Raum. In einem so genannten Reinraum hat die Firma
Textile Expert Germany (TEG) in Heinsdorfergrund als erstes
sächsisches Unternehmen mit der Produktion von zertifizierten
OP-Mundschutzmasken begonnen. «Wir haben bisher 500 000 Euro
investiert. Bis zum Herbst wird es rund eine Million Euro sein»,
sagte Geschäftsführer Timo Fischer am Mittwoch im Gespräch mit der
Deutschen Presse-Agentur.
Die Kapazität liege bei mehreren 100 000 OP-Schutzmasken pro Woche.
Mittelfristig wolle man mehrere Millionen Stück pro Woche herstellen.
Im Sommer soll zudem die Produktion von FFP2-Masken anlaufen. Man
plane mit einer Kapazität von 200 000 Stück pro Woche.
Die gesamte Produktion wird ausschließlich durch deutsche Zulieferer
sichergestellt. Die am Ende sechs Anlagen werden in der
Schwester-Firma Fischer Automation im fränkischen Köditz hergestellt,
die Timo Fischer und sein Vater Karlheiz leiten. Die Vliesstoffe
kommen aus Sachsen-Anhalt und Bayern. «Wir setzen auf Made in
Germany», betont Timo Fischer.
In der deutschen Textil- und Modeindustrie hat nach einer Erhebung
des Gesamtverbandes mode+textil fast jedes zweite Unternehmen die
Herstellung von Masken aufgenommen. Eine Umfrage unter den Firmen
habe erbracht, dass Ende April pro Woche 2,5 Millionen FFP-Masken,
7,5 Millionen OP-Masken und etwa 12 Millionen Alltagsmasken von den
mittelständischen Unternehmen gefertigt wurden.
Das Bundesgesundheitsministerium geht jedoch allein kurzfristig von
einem weit höheren Bedarf aus. Man rechne damit, dass das deutsche
Gesundheitswesen während der Corona-Pandemie im Jahr mindestens 400
Millionen FFP2- und rund 800 Millionen Mund-Nasen-Schutzmasken
benötige, hieß es auf dpa-Anfrage.
Das Bundeswirtschaftsministerium will durch Förderprogramme für die
Textilindustrie und den Maschinenbau Anreize für die Maskenproduktion
schaffen. Ziel sei es, Investitionen für Produktionsanlagen in
Deutschland anzureizen, um die jährlich produzierte Menge von
Filtervlies um 4000 Tonnen zu erhöhen, teilt die Behörde auf
dpa-Anfrage mit. «Damit können bis zu 5 Milliarden Schutzmasken pro
Jahr produziert werden.»
Im Maschinenbau sind zwei Programme beschlossen worden, die Ende Mai
in Kraft treten sollen. Ein «Sprinterprogramm» sichert einen
Zuschusses von 30 Prozent für kurzfristig verfügbare Maschinen zur
nationalen und europäischen Herstellung zertifizierter Masken. Das
Ministerium will damit einen jährliche Kapazität von rund 2,5
Milliarden Schutzmasken schaffen.
Das zweite Programm soll mittel- bis langfristig verfügbare,
hochautomatisierte und damit wettbewerbsfähige Maschinen zur
Herstellung zertifizierter Masken fördern. Mit dem Zuschuss von bis
zu 40 Prozent ist das Ziel von 4,5 Milliarden Schutzmasken jährlich
verbunden, so das Berliner Ministerium.
Seit Beginn der Corona-Krise im März haben rund 70 ostdeutsche
Hersteller die Produktion von Mund-Nasen-Masken sowie von anderen dem
Gesundheitsschutz dienenden Textilien aufgenommen, teilt der Verband
der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie (vti) auf
dpa-Anfrage mit. Auch wenn nicht alle Unternehmen dabei bleiben,
verwies der Branchenverband darauf, dass die Investitionen der
Unternehmen nachhaltig sein müssen und forderte politische Maßnahmen.
Produzenten, die in spezielle Technologien sowie in kostspielige
Tests und medizinische Zertifizierungen investieren, benötigen
langfristig zuverlässige Abnehmer, sagt vti-Hauptgeschäftsführer Jenz
Otto. «Nun liegt es an Politik und Behörden, am einschlägigen
Medizinfachhandel und an den Einkaufsentscheidern im
Gesundheitswesen, diese Produkte zu ordern.» Bundes-, Landes- und
Landkreisbehörden sollten mit gutem Beispiel vorangehen und
entsprechende Verträge abschließen.
Darauf setzt auch die Firma C. H. Müller, die wie die TEG
normalerweise als Zulieferer für die Automobilindustrie ihr Geld
verdient und ihren Sitz im gleichen Gewerbegebiet hat. Während die
TEG Wegwerfartikel herstellt, setzt C. H. Müller auf Nachhaltigkeit.
Weil Wegwerfprodukte oft auch Verbundstoffe seien, würden gigantische
Müllberge entstehen, die verbrannt werden müssten. «Wir wollen uns
davon abheben, was andere tun», sagt Geschäftsführer Philipp Porst.
Das Ergebnis ist eine Mehrwegmaske fürs Gesicht, in die eine
spezielle Filtermembran mit Kupferpartikeln eingesetzt wird. Kupfer
sei das einzige Metall, dass sowohl gegen Bakterien als auch Viren
wirke, sagt Porst. «Wir nennen das aktive Virenbarriere.» Die Membran
könne nicht nur für Masken, sondern auch für andere Filteranlagen
verwendet werden.
Der Kupferfilter ist Porst zufolge bei 90 Grad Celsius waschbar, die
Maske bei 60 Grand. Tests hätten erbracht, dass das
Masken-Membran-System so mindestens einen Monat verwendbar ist.
Überdies hat das Unternehmen einen wiederverwendbaren Schutzanzug
entwickelt, der laut Porst atmungsaktiv ist.
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