Brisante Bilder und «Corona»-Gesang - Hertha BSC suspendiert Kalou Von Arne Richter, dpa

Diese Bilder sind brisant: Salomon Kalou filmt in der Kabine von
Hertha BSC. Strenge Abstandsregeln gibt es dort trotz Corona offenbar
nicht. Die DFL reagiert entsetzt. Der Verein suspendiert den Spieler.
Den Fußball-Gegnern bietet der Vorfall viele Argumente.

Berlin (dpa) - Handschlag mit den Kollegen, kein großer Abstand beim
Corona-Test und dann auch noch Lästereien über die wegen der Pandemie
gekürzten Gehälter: Nach seinem aufsehenerregenden Facebook-Video ist
Salomon Kalou noch am Montagabend von Hertha BSC suspendiert worden.
Der Schaden durch den brisanten Berliner Facebook-Clip ist für die um
die Saisonfortsetzung kämpfende Fußball-Bundesliga kurz vor der wohl
entscheidenden Sitzung der Bundesregierung am Mittwoch noch nicht
abzusehen.

«Salomon Kalou hat mit seinem Video nicht nur Hertha BSC einen großen
Schaden zugefügt, sondern vor allem in der aktuellen
gesellschaftlichen Diskussion über die Wiederaufnahme des
Spielbetriebs und die Rolle des Profifußballs den Eindruck erweckt,
dass einzelne Spieler das Thema Corona nicht ernst nehmen», sagte
Hertha-Manager Michael Preetz in einer Mitteilung des Clubs.

Entsetzt reagierte man auch bei der Deutschen Fußball Liga über die
Bilder aus der Hauptstadt. «Die Bilder von Salomon Kalou aus der
Kabine von Hertha BSC sind absolut inakzeptabel. Hierfür kann es
keine Toleranz geben - auch mit Blick auf Spieler und Clubs, die sich
an die Vorgaben halten, weil sie die Ernsthaftigkeit der Situation
erfasst haben», twitterte der Profi-Dachverband.

Mit seinem rund 25-minütigen Film hatte der Ivorer nicht nur
ungewöhnliche Einblicke in die Trainingsabläufe bei Hertha
BSC gegeben, sondern auch deutliche Verstöße gegen die strengen
Hygienevorschriften für die Fußball-Bundesligisten dokumentiert.
Hertha räumte ein, «dass die regelmäßigen Hinweise auf die Abstands
-
und Hygieneregeln noch intensiver ausfallen müssen.»

Unter anderem ist auf den Aufnahmen des 34 Jahre alten
Offensivspielers zu sehen, wie bei seinem ob der Kamera-Situation
sichtlich überraschten Teamkollegen Jordan Torunarigha eine Probe für
einen Corona-Test genommen wird. Kalou befindet sich im gleichen Raum
und erwidert auf die Aufforderung des Testnehmers, das Video zu
löschen: «Ich mache nur Spaß.» Zuvor hatte er einen wilden
«Corona-Gesang» angestimmt.

In der Hertha-Mitteilung entschuldigte sich Kalou. «Es tut mir leid,
wenn ich mit meinem Verhalten den Eindruck erweckt habe, dass ich
Corona nicht ernst nehme», wurde er zitiert. «Ich habe nicht wirklich
nachgedacht und mich darüber gefreut, dass unsere Tests alle negativ
waren», sagte er.

Kalou filmte auch Gespräche in der Umkleidekabine unter anderem mit
Teamkollege Vedad Ibisevic. Während der ganzen Video-Sequenz gibt
Kalou immer wieder Mitspielern oder Vereinsmitarbeitern die Hand. Im
Konzept der «Task Force Sportmedizin / Sonderspielbetrieb» der
DFL heißt es unter anderem, dass für den Trainingsbetrieb in
Gemeinschaftsräumen Mindestabstände von zwei Metern einzuhalten sind
und Spieler sich möglichst zu Hause umziehen sollen. Am Sonntag hatte
Hertha BSC bekanntgegeben, dass bislang alle Corona-Tests negativ
ausgefallen sind.

Beim Kabinengespräch der Hertha-Profis geht es auch um die
Gehaltszahlungen, die offenbar geringer ausgefallen sind als beim
Verzicht wegen der Corona-Krise mit dem Verein vereinbart. Kalou
winkt mit dem Gehaltsbrief in die Kamera. «Die Diskussion zum Thema
Teilgehaltsverzichts der Lizenzspieler bei Hertha BSC ist durch
fehlerhafte Abrechnungen entstanden. Diese wurden mittlerweile
korrigiert», hieß von der Hertha. Den durch den Film entstandenen
Eindruck, die Spieler seien erbost wollt man revidieren: «Die
grundsätzliche Maßnahme war in offen geführten Abstimmungsgespräche
n
mit allen besprochen und von allen Spielern unterstützt worden. Es
gab dort keine kritischen Stimmen. Im Gegenteil, alle haben diese
Maßnahme begrüßt.»

Ob Kalous Kollegen wie Ibisevic wissen, dass sie gefilmt werden, wird
nicht deutlich. «Zudem möchte ich mich auch bei den im Video
Gezeigten entschuldigen, die nicht wussten, dass ich live sende und
die ich nicht in eine solche Situation bringen wollte», sagte Kalou.

Kalou hatte seine Aufnahme mit der Fahrt zum Trainingsgelände durch
Berlin begonnen und dabei auch an den Triumph in der Champions League
mit dem FC Chelsea 2012 gegen den FC Bayern erinnert. In Berlin
spielt der Ivorer seit 2014. Von Ex-Trainer Jürgen Klinsmann war er
in dieser Saison aussortiert worden. Ein Transfer zu einem anderen
Club kam nicht zustande. Unter Trainer Bruno Labbadia nahm er wieder
am Training teil - aber nur bis zu seiner Videoaufnahme.

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