Corona-Beschränkungen machen sich in Abfallbilanz bemerkbar

Auch vor dem Müll macht die Corona-Krise nicht Halt. Vor allem eine
Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie hat Auswirkungen auf die
Abfallbilanz der Kommunen. Und dann wären da noch Eisbecher.

Frankfurt/Gießen/Kassel/Wiesbaden/Fulda (dpa/lhe) - Kommunen in
Hessen bemerken Veränderungen im Müllaufkommen und führen das auch
auf die Corona-Beschränkungen zurück. Wo an der einen Stelle Abfall
hinzugekommen ist, fiel er zuletzt an anderer Stelle geringer aus,
wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in mehreren Städten
ergeben hat. So berichtet etwa das mittelhessische Gießen von
deutlich weniger Gewerbemüll. Das betreffe insbesondere die kleineren
gewerblichen Kunden mit Rückgängen von 60 bis 80 Prozent, berichtete
eine Sprecherin. Es geht dabei um Daten von März bis Mitte April, die
mit den Vorjahreszahlen verglichen wurden.

Seit Wochen sind Lokale wegen der Coronavirus-Pandemie geschlossen
und dürfen Speisen nur noch liefern oder abgeben. Viele Geschäfte
haben nach einer Zwangspause erst seit Anfang der vergangenen Woche
wieder geöffnet. Gleichzeitig sind die Menschen wegen der
Beschränkungen häufiger zu Hause.

Das macht sich beispielsweise in Kassel bemerkbar: Auffallend sei ein
erhöhtes Aufkommen in Form von Kartonagen und Pappen an den
öffentlichen Altpapiercontainern, sagte eine Sprecherin der
Stadtreiniger. «Offensichtlich bestellen die Bürgerinnen und Bürger
viele Waren über das Internet und das Altpapieraufkommen steigt.»

Die Menge des Haushaltsabfalls erhöhe sich dagegen marginal. «Es wird
mehr gekocht und zu Hause gegessen.» Die Bio- und die Restmülltonne
sowie der Gelbe Sack seien schneller gefüllt, berichtete die
Sprecherin mit Blick auf die Zahlen bis Ende März. Die April-Daten
lägen noch nicht vor. «Bei manchen Haushalten lässt sich der Deckel
der Tonne nicht mehr schließen, es wird mehr Volumen benötigt.» Die
von der Stadtreinigung eingesammelte Abfallmenge habe sich insgesamt
jedoch nicht verändert, da bei den Kleingewerbebetrieben weniger
Abfall angefallen sei.

Es sei schwierig, eine klare Antwort auf Veränderungen durch die
Corona-Krise zu geben, heißt es aus der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Die Bürger produzierten teils mehr Restmüllabfälle und stellten diese

- was in der Corona-Krise ausdrücklich von den städtischen
Entsorgungsbetrieben (ELW) erlaubt worden sei - in Säcken zur
Abholung neben die Tonne. Wegen der Zwangspause sei gleichzeitig bei
Geschäften und Gaststätten weniger Müll angefallen. «Da die ELW in

Wiesbaden viele gewerbliche Kunden hat, wiegt sich dies weitestgehend
auf.»

In einigen Innenstädten kommt es mancherorts zu überquellenden
Abfalleimern und Papierkörben. Weil Kunden ihre Snacks zunehmend
unterwegs und im Freien essen, laufen danach die Mülleimer über.
Pizzakartons, massenhaft Eisbecher und anderer Verpackungsmüll
stapeln sich oder landen schließlich wegen Überfüllung daneben. In
der Nähe von Fuldaer Eisdielen türmen sich fast kunstvoll gestapelte
Eisbecher nach dem Verzehr.

Die Stadt Fulda bestätigte einen Anstieg von Müll in den öffentlichen

Abfallkörben. «Ein wichtiger Grund dafür ist unter anderem auch ein
Anstieg der To-go-Artikel wie Kaffeebecher, Pizzakartons und anderes
um etwa 30 Prozent», sagte ein Stadtsprecher. Mehr Mitarbeiter des
Stadtservice seien derzeit deswegen zwar nicht im Einsatz. Allerdings
würden in Einzelfällen größere Müllgefäße aufgestellt, um den

Leerungsturnus einhalten zu können.

Das gleiche Bild bot sich kürzlich im Bad Hersfelder Kurpark. Bei
schönem Wetter seien viele Menschen dort unterwegs gewesen und so
könne es zu einem «temporären Engpass bei der Leerung» gekommen sei
n,
berichtete ein Stadtsprecher. Insgesamt sei die Müllmenge in der
Innenstadt nur leicht gestiegen. Zwar gebe es mehr Abfall durch
To-go-Verpackungen, es gebe aber auch weniger Besucher und Betrieb in
der Innenstadt.

Mehrere Kommunen melden zudem einen Anstieg von Fällen illegaler
Müllentsorgung in der Landschaft, ohne allerdings ausdrückliche einen
Zusammenhang zur Corona-Krise herzustellen. Eine deutliche Zunahme
registriert neben Darmstadt auch Gießen: Mit der Entsorgung des wild
abgeladenen Mülls seien derzeit mehr Mitarbeiter als sonst
beschäftigt, sagte die Stadtsprecherin.

In Frankfurt wurde seit Beginn der Corona-Krise ein Anstieg illegaler
Entsorgung um etwa 30 Prozent bemerkt, erklärte ein Sprecher der
städtischen Entsorgungsgesellschaft. «In vielen Teilen der Stadt
werden seit einigen Wochen vermehrt Möbelstücke, Bügelbretter,
Küchenkleingeräte oder ausgediente Elektrogeräte vor die Tür
gestellt.» Das habe sicher auch mit dem allgemeinen
Entrümpelungstrend zu tun - auf den Wertstoffhöfen werde ein
dreifaches Aufkommen bemerkt, auch Sperrmüllanmeldungen nähmen zu.

«Am deutlichsten ist der Anstieg der Müllmengen beim Bio- und
Gartenabfall, beim Glasmüll und beim Sperrmüll», hieß es in
Frankfurt. «Insbesondere nach den Lockerungen letzte Woche in
Kombination mit schönem Wetter registrieren wir zudem einen
deutlichen Anstieg von To-Go-Verpackungen im öffentlichen Raum.»

Die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) setzt deswegen
jetzt ein neues Bereitschaftsteam ein, das am Wochenende mit zwei
Kehrsammelwagen den Müll beseitigen soll. Umweltdezernentin Rosemarie
Heilig (Grüne) erklärte: «Wir tun, was wir können. Aber auch die
Bürger müssen bitte mithelfen.» So solle man in volle Papierkörbe
nicht noch mehr reinstopfen. «Suchen Sie bitte ein paar Meter weiter
den nächsten Papierkorb.»

Dass die Hessen angesichts der Krise offenbar verstärkt Wohnungen,
Häuser und Gärten entrümpeln, macht sich weiterhin bemerkbar: Gieße
n
etwa registriert mehr Grünabfall - wobei laut der Sprecherin die
Mengen saisonalen Schwankungen unterliegen. Auch Darmstadt meldet
«deutliche Mengenzunahmen» beim Grünabfall sowie beim Bauschutt. Es
falle zudem etwas mehr Sperrmüll an, in dem Bereich gebe es auch eine
höhere Nachfrage nach Abholungsterminen.

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