Kreuzfahrtriese im Corona-Test: «Mein Schiff 3» bleibt in Quarantäne Von Jan Petermann und Linda Vogt, dpa

Covid-19-Fälle auf Feriendampfern - dieses Szenario hatte schon in
Japan und den USA Behörden alarmiert. Nun muss die «Mein Schiff 3»
von Tui Cruises komplett getestet werden. Der nur mit Beschäftigten
besetzte Kreuzfahrtriese liegt noch in Cuxhaven. Wie geht es weiter?

Cuxhaven (dpa) - Abgeschotteter Ozeanriese an der Elbmündung: Die
«Mein Schiff 3» des Reiseanbieters Tui Cruises hat keine Touristen an
Bord - doch alle knapp 3000 Kreuzfahrt-Beschäftigten, die sie als
Sammeltransporter heimbringen sollte, müssen zum Coronavirus-Test.

Bei einem Crew-Mitglied war am Donnerstag in Cuxhaven der
Covid-19-Erreger nachgewiesen worden. Die Untersuchung eines engeren
Personenkreises wurde auf die gesamte Besatzung ausgedehnt, wie Tui
am Wochenende mitteilte. Ergebnisse könnten ab Montagabend vorliegen.

Zunächst hatte es geheißen, das Schiff könnte den niedersächsischen

Hafen nach der Entnahme der Abstriche von Sonntagabend an verlassen -
unter anderem, um verbrauchtes Wasser auf See ablassen zu können. Am
Abend war dann klar: «Die Mein Schiff 3 wird bis auf weiteres in
Cuxhaven bleiben, um nach Vorlage der Ergebnisse das weitere Vorgehen
in Zusammenarbeit mit allen zuständigen Behörden zu bestimmen.»

Das positiv getestete Besatzungsmitglied sei inzwischen auf der
Isolierstation des Helios-Klinikums Cuxhaven, berichtete eine
Sprecherin der Kreuzfahrt-Marke des weltgrößten Reisekonzerns Tui.
Der Patient sei «wohlauf» und habe «weiterhin nur milde Symptome».


Beim Landkreis Cuxhaven hieß es, unter zunächst knapp 250 Getesteten
habe man keine weiteren Infizierten entdeckt. In Abstimmung mit dem
Krisenstab und dem Landes-Sozialministerium in Hannover sei jedoch
festgelegt worden, alle übrigen Besatzungsmitglieder vorsorglich
ebenfalls zu untersuchen. Dazu kam ein «Abstrich-Team» an Bord.
Experten für die Nachverfolgung von Infektionsketten aus dem Robert
Koch-Institut prüften, woher der eine bestätigte Corona-Fall stammt.

Nach Abschluss der Folgetests solle die «Mein Schiff 3» einige Tage
auf die Nordsee hinausfahren, hatte der Cuxhavener Landrat Kai-Uwe
Bielefeld (parteilos) angekündigt. Später sollte der Ozeanriese laut
Tui Cruises in einen deutschen Hafen zurückkehren. Man hoffe, dass
die Besatzungsmitglieder dann von dort aus nach Hause fahren können -
jetzt bleibt das Schiff erst einmal in Cuxhaven. Landrat Bielefeld
und Oberbürgermeister Uwe Santjer (SPD) gaben Entwarnung für die
Menschen an Land: «Eine Gefährdung für die Bevölkerung der Stadt un
d
des Landkreises Cuxhaven besteht weiterhin nicht.»

Die «Mein Schiff 3» war in der Corona-Krise umfunktioniert worden.
Weil in vielen Ländern Häfen schlossen und Kreuzfahrt-Crews der
Ausstieg verwehrt wurde, hatte Tui Cruises die Mitarbeiter auf dem
Schiff zusammengezogen - von Cuxhaven aus sollten sie die Rückreise
in die Heimat antreten. «Die gesamte Besatzung aller Schiffe befindet
sich seit über vier Wochen im Isolationszustand an Bord», hieß es.

«Wir sind uns darüber bewusst, dass die Situation für die Besatzung
an Bord derzeit sehr belastend ist und bedanken uns bei der Crew für
ihre Geduld», erklärte Wybcke Meier, Chefin der Geschäftsführung vo
n
Tui Cruises. Die Besatzungsmitglieder dürften auch die Gästekabinen
nutzen, es gebe auch ausreichend Lebensmittel.

Einige Mitarbeiter hatten sich in den vergangenen Tagen schlecht
gefühlt, 15 wandten sich mit «leichten grippeähnlichen Symptomen» a
n
das Bordhospital. Das Gesundheitsamt und der hafenärztliche Dienst
des Kreises Cuxhaven ordneten daraufhin Corona-Tests an - dabei
zeigte sich das eine positive Resultat. «Um eine weitere Ansteckung
auszuschließen, hat Tui Cruises mit den Behörden abgestimmt, nun die
gesamte restliche Besatzung zu testen», hieß es.

Insgesamt seien derzeit 2899 Menschen an Bord. Einige weitere hatten
seit Dienstag schon das Schiff verlassen. Sie wurden aufgefordert,
sich zu Hause «umgehend in häusliche Quarantäne zu begeben».

Bei Corona-Ansteckungen auf Schiffen ist wegen der Enge besondere
Vorsicht geboten. Aber auch Maßnahmen zur Abschottung sind - je nach
Fortgang des Infektionsgeschehens - nicht ohne Risiko.

So war etwa im Februar die «Diamond Princess» aus den USA im Hafen
der japanischen Stadt Yokohama unter Quarantäne gestellt worden. Dies
war umstritten und trug nach Ansicht von Kritikern mit dazu bei, dass
sich vermeidbar viele Menschen infizierten. Vor wenigen Tagen
steckten sich weitere Besatzungsmitglieder der in Nagasaki in einem
Reparaturdock liegenden «Costa Atlantica» an. Und in den USA durfte
die «Zaandam» erst spät im Hafen von Fort Lauderdale (Florida)
anlegen - auf dem Schiff waren zuvor mehrere Passagiere positiv auf
das Coronavirus getestet worden.

Das Reisegeschäft von Tui ruht wegen der Corona-Pandemie seit Wochen
fast überall, einschließlich Kreuzfahrt-, Flug- und Hotelbetrieb. Zur
Überbrückung der Krise bekommt der Konzern einen Staatskredit von 1,8
Milliarden Euro. Erst kürzlich verlängerte Tui Deutschland seinen
Reisestopp ins Ausland angesichts der weltweiten Reisewarnung der
Bundesregierung bis Mitte Juni.

In China läuft der Betrieb neu an, wie Konzernchef Fritz Joussen am
Sonntag mitteilte. Dort sind jetzt wieder Inlandsreisen möglich -
etwa Urlaub in den Bergen oder in Strandhotels. «Unsere Büros in
Peking und Shanghai waren auch während der Krise im Einsatz, Reisen
durften aber nicht verkauft werden. Jetzt sehen wir einen deutlichen
Nachholbedarf bei Urlaubsreisen.»

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