Trotz erster Lockerungswelle: Urlaubspläne sind noch auf Sand gebaut Von Matthias Röder und den dpa-Korrespondenten

Die Hälfte der Länder in Europa hat der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) zufolge erste Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen
eingeleitet. Aber hilft das auch dem Tourismus? Und ab wann?

Wien (dpa) - Der Trend zur Lockerung bei den Anti-Corona-Maßnahmen
verstärkt sich in ganz Europa. In Ländern wie Österreich,
Griechenland und Spanien stehen die Starttermine bei den Hotels fest.
Allenthalben gelten aber immer noch Reisebeschränkungen und
-warnungen. Ein Überblick der wichtigsten Maßnahmen in zehn besonders
beliebten Urlaubsländern der Deutschen.

GRIECHENLAND: Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hat
ein neunwöchiges Lockerungsprogramm angekündigt. Masken werden in
allen geschlossenen Räumen und öffentlichen Verkehrsmitteln ab 4. Mai
Zwang sein. Wer sich nicht daran hält, muss 150 Euro zahlen. Die
Lockerungsphase ähnelt der Deutschlands. Zunächst werden am 4. Mai
Friseursalons, Elektrogeschäfte und Buchhandlungen wieder aufmachen.
Die Bürger werden zudem von Montag an ohne Einschränkungen aus dem
Haus gehen können. Reisen außerhalb der jeweiligen Präfektur (das
entspricht in etwa einem Landkreis in Deutschland) sind aber vorerst
nicht erlaubt. Auch das Reisen vom Festland zu den Inseln ist vorerst
nicht gestattet. Im Juni sollen stufenweise die Hotels wieder öffnen.
Das größte Problem bleibt der Tourismus aus dem Ausland. Bislang ist
unklar, wann die Flüge innerhalb Europas wieder starten werden.

ÖSTERREICH: Die Alpenrepublik ist bei den Lockerungsmaßnahmen weit
vorne. Ausgangsbeschränkungen gibt es ab 1. Mai nicht mehr. Ab 2. Mai
dürfen alle Geschäfte und fast alle Dienstleister wie Friseure wieder
öffnen. Am 15. Mai folgen die Restaurants, Ende Mai die Hotels. Die
Hygieneregeln wie Mindestabstand von einem Meter und das Tragen von
Mund-Nasen-Schutz in Geschäften sowie öffentlichen Verkehrsmitteln
gelten weiter. Österreich hofft, dass ab dem Hochsommer der Tourismus
mit Ländern wie Deutschland wieder anlaufen kann. Das Schicksal
vieler Betriebe hängt von der Reiselust speziell der Deutschen und
Niederländer ab. Wichtige Wiener Museen öffnen indes früher als
geplant. Nach dem Belvedere will unter anderem das Kunsthistorische
Museum (KHM) zu Pfingsten wieder Besucher zulassen. Als besondere
Geste hat sich das KHM für ein «pay as you wish»-Modell für den Jun
i
entschieden, bei dem jeder Besucher den Eintrittspreis selbst
bestimmt.

ITALIEN: Nach Italien darf man derzeit nur mit einem triftigen Grund
reisen. Tourismus ist nicht möglich. Hotels sind seit Anfang März
geschlossen. Wann sie wieder aufmachen, ist vollkommen unklar. Ab 4.
Mai werden erste Mini-Schritte in Richtung Freiheit gemacht, dann
dürfen die Menschen wieder zum Spazieren raus. Der Tourismus ist
einer der größten Geschäftszweige in Italien, umso verzweifelter sind

die Menschen, die in der Branche arbeiten. Venedigs Bürgermeister
Luigi Brugnaro rief zuletzt dazu auf, jeder, der sich wieder bewegen
dürfe, möge bitte umgehend nach Venedig kommen. Viele setzen nun auf
den inländischen Tourismus. Hoteliers oder Strandbadbesitzer denken
sich alles mögliche aus, um «soziale Distanz» am Meer oder am Pool
garantieren zu können: Von Plexiglastrennwänden über verschiedene
«Schichten» - also eine begrenzte Anzahl von Badenden zu jeweils
verschiedenen Zeiten - am Meer bis zu Abstandskontrollen am Strand
oder schwimmende Sonnenliegen im Wasser.

SPANIEN: Ob Schlagerparties auf Mallorca, ein Städtetrip nach
Barcelona oder eine Wanderung auf dem Jakobsweg - für den Sommer 2020
bleiben diese Aktivitäten für ausländische Feriengäste wohl
Wunschdenken. Der Tourismus werde wohl nicht vor Jahresende in Gang
kommen, warnte die Regierung in Madrid zuletzt. Bislang sind die
Grenzen zu und auch Reisen in andere Regionen des Landes sind selbst
den Spaniern weiter verboten, wenn sie keinen wichtigen Grund
vorweisen können. Wohl ab Ende Juni können zumindest die Spanier
selbst voraussichtlich bescheidene Urlaubspläne schmieden. Viele
Hotels sollen Mitte Mai wieder öffnen dürfen - unter strikten
Auflagen und mit maximal 30 Prozent Belegung. Medien schrieben
zuletzt, Spanien werde diesen Sommer ein Revival der 1950er Jahre
erleben: Kaum internationale Gäste, kein Badespaß im Mega-Resort,
kein überfülltes All-Inclusive, stattdessen Kurzreisen, Städtetrips,

Wanderungen in den Bergen und Urlaub auf dem Land bei Familie und
Freunden.

FRANKREICH: An den Stränden der französischen Riviera können sich
Urlauber aller Voraussicht nach frühestens im Juni sonnen. Die
Strände Frankreichs bleiben generell bis mindestens 1. Juni für die
Öffentlichkeit geschlossen, kündigte Regierungschef Édouard Philippe

am Dienstag bei der Vorstellung der Lockerungspläne ab dem 11. Mai
an. Erst Ende Mai will die Regierung Frankreichs bekanntgeben, ob im
Juni auch Cafés, Restaurants und Bars wieder öffnen können. Eine
klare Ansage für Hotels und Camping-Plätze gab es zunächst nicht.
Kleinere Museen sollen ab 11. Mai wieder Besucher empfangen können -
große Museen wie der weltberühmte Louvre in Paris werden ihre Türen
wohl nicht vor September wieder öffnen.

NIEDERLANDE: Die auch bei deutschen Urlaubern beliebte
niederländische Nordseeprovinz Zeeland öffnet ihre wegen Corona
geschlossene Tür einen Spalt breit: Von diesem Freitag an dürfen die
Tourismusbetriebe der Region zunächst 15 Prozent ihrer
Bettenkapazität wieder an Schlafgäste vermieten. Der Beschluss gilt
zunächst bis zum 22. Mai. Bis mindestens 20. Mai gelten die strengen
Corona-Maßnahmen. Das heißt unter anderem, dass Restaurants, Cafés
und Kneipen geschlossen sind und in der Öffentlichkeit ein
Sicherheitsabstand von eineinhalb Meter einzuhalten ist. Viele
Campingplätze und Bungalowsparks sind geschlossen oder aber vermieten
nur unter besonderen Bedingungen an Touristen.

TÜRKEI: Die Einschränkungen in der Türkei sollen vorerst noch bis
Ende Mai gelten. Dazu gehören Ausgangssperren über die Wochenenden
für 31 Städte und Provinzen und ansonsten für chronisch Kranke, die
meisten Unter-20-Jährigen und Senioren ab 65. Außerdem bleiben unter
anderem Schulen und Unis, Bars und Cafés geschlossen. Präsident Recep
Tayyip Erdogan hat aber einen baldigen Fahrplan für die Rückkehr zur
Normalität angekündigt. Ab Ende Mai soll zumindest die halbstaatliche
Fluggesellschaft Turkish Airlines wieder fliegen. Die Türkei hängt
zur Rettung ihrer angeschlagenen Wirtschaft stark vom Tourismus ab.
Der Gesundheitsminister betont seit einigen Tagen, das Schlimmste sei
überstanden und die Zahl der Opfer verringere sich stetig.

ÄGYPTEN: Hier wurden die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus
teils etwas gelockert. So wurde die seit Ende März geltende
nächtliche Ausgangssperre verkürzt: Die Menschen müssen in dem
nordafrikanischen Land jetzt täglich zwischen 21 und 6 Uhr morgens zu
Hause bleiben, Geschäfte müssen ab 17 Uhr schließen. Restaurants und

Cafés dürfen zwar liefern, in ihren Räumen aber keine Gäste bewirte
n.
Und öffentliche Strände in beliebten Badeorten wie Hurghada und
Scharm El-Scheich sind weiterhin geschlossen und dieser Tage
menschenleer. Touristische Flüge nach Ägypten sind immer noch
ausgesetzt.

POLEN: Das Land lockert seine Restriktionen nur sehr langsam. Es wird
seine Kontrollen an den Grenzen zu anderen EU-Mitgliedstaaten bis zum
13. Mai aufrechterhalten - und bleibt vorerst für Ausländer
geschlossen. Ausnahmen gelten für Menschen mit
Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten. Die
Grenzen zu Deutschland, Tschechien, zur Slowakei und zu Litauen
können nur an bestimmten Übergängen überquert werden. Die Regierung

in Warschau hat sich entschieden, ab dem 4. Mai Hotels und
Einkaufszentren wieder zu öffnen. Restaurants - auch solche in Hotels
- bleiben allerdings weiterhin geschlossen.

KROATIEN: 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden vom Tourismus
generiert. Umso bitterer, dass seit dem 19. März keine Urlaubsreisen
möglich sind. Wer dennoch aus Deutschland einreisen kann, muss in
14-tägige häusliche Quarantäne. Ab 11. Mai dürfen Cafés und
Restaurants öffnen, wenn sie ihre Kundschaft außerhalb bedienen. In
Kroatien besteht keine Maskenpflicht, sondern nur eine Empfehlung.
Das Land macht Druck auf eine Öffnung der Grenzen für Urlauber.
Vorgeschlagen wird die stufenweise Inbetriebnahme von
Fremdenverkehrseinrichtungen: zuerst Campingplätze, dann
Privatzimmer und Ferienhäuser, dann nautischer Tourismus wie die
Vermietung von Segelbooten und Jachten. Man beobachtet die
EU-Diskussion um Sommerreisen, verhandelt aber auch selbst direkt mit
Slowenien, Tschechien und Österreich, um Reisen zwischen den Ländern
zu ermöglichen.

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